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Wie es mit der Dettinger Promillesteige weitergehen könnte

Über die Sanierbarkeit der drei Kilometer langen Verbindung Dettingen-Hülben gab es eine Machbarkeitsstudie. 18,3 Millionen Euro Kosten stehen im Raum.

Immer wieder stehen an der Promillesteige Felssicherungsarbeiten an.  FOTO: OECHSNER
Immer wieder stehen an der Promillesteige Felssicherungsarbeiten an. Foto: Kirsten Oechsner
Immer wieder stehen an der Promillesteige Felssicherungsarbeiten an.
Foto: Kirsten Oechsner

DETTINGEN/HÜLBEN. Drei Kilometer, die es in sich haben: Die sogenannte Promillesteige zwischen Dettingen und Hülben ist längst mehr als ein Schleichweg, durchschnittlich 1.000 Fahrzeuge nutzen die Gemeindeverbindungsstraße täglich – an Spitzentagen sind’s bis zu 1.300. Doch das Sträßlein hinauf auf die Vordere Alb ist alles andere als in einem guten Zustand, die Kosten für die dringend notwendigen Kontrollen, den Winterdienst und die Unterhaltung sind indes alleinige Sache der Gemeinde Dettingen, und er reicht’s schon lange: Immer wieder drohte Bürgermeister Michael Hillert angesichts der prekären finanziellen Situation der Gemeinde mit Konsequenzen bis hin zu einer möglichen Schließung. Fakt sei, so der Dettinger Rathauschef bei der jüngsten Gemeinderatssitzung am Donnerstag: »Wir können nicht so weitermachen, wie es ist.«

Bevor man über tatsächliche Konsequenzen diskutiere, müssten Fakten auf den Tisch, ob die Steige überhaupt sanierungsfähig ist und wie hoch dann die Kosten seien. Seit Donnerstag wissen’s die Gemeinderäte: Mindestens 18,3 Millionen Euro sind laut einer von der Gemeinde in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie für Maßnahmen der Verkehrssicherung zu veranschlagen. Und nur dafür, wie Planerin Ulrike Volk vom Büro Reik aus Pfullingen unterstrich: An der Breite der an manchen Stellen 5,50 Meter engen Gemeindeverbindungsstraße würde sich dann aber nichts ändern.

Die Gemeinde Dettingen wisse, wie emotional besetzt die Diskussion um die Promillesteige sei: »Die einen sagen, wir sollen sofort schließen«, fasste Hillert zusammen, »und all diejenigen, die auf der Vorderen Alb leben, sagen, dass sie wichtig ist.« Das sei sie in der Tat, doch der Preis sei für Dettingen hoch: Der Gemeindeverbindungsweg liegt bis kurz unter der Traufkante auf Dettinger Gemarkung.

Diskussion nach Sommerpause

Eine finanzielle Beteiligung der Gemeinden auf der Vorderen Alb scheiterte ebenso wie eine Übernahme der Kosten durch den Landkreis – die Angelegenheit ging 2015 bis vors Verwaltungsgericht, Dettingen scheiterte. Die Begründung des Gerichts war, dass es sich um eine innerörtliche Verbindung zwischen Hülben und Dettingen handele. Der Ansicht kann sich Hillert bis heute nicht anschließen: »Der Verkehr ist überörtlich.«

Berufsverkehr und Ausflügler, Radler und Motorradfahrer, Lieferautos und immer wieder sogar ein Lastwagen, der größer ist als die erlaubten 3,5 Tonnen: Auf der Promillesteige herrscht auch an den Wochenenden reger Verkehr, viele meiden durch ihre Nutzung die Fahrt durchs staubelastete Bad Urach. Die Promillesteige ist jedoch nicht allein wegen der Breite schwierig zu befahren: Nach fast jedem stärkeren Regen liegt Schutt auf der Straße, oft auch Geröll und größere Steine. Die Gemeinde kontrolliert regelmäßig und sorgt für freie Fahrt. Zudem sind Bankette so gut wie nicht vorhanden, talseitig ist der Fahrbahnbelag brüchig und mehrfach mit Asphalt überzogen. Leitpfosten und Schutzplanken bewegen sich laut Machbarkeitsstudie infolge von Erosion talwärts und rutschen ab.

Es gibt auch außerhalb des Winterdienstes viel zu tun auf der Promillesteige, erst im Februar war sie wegen umfangreicher Sicherungsarbeiten an den Felsen gesperrt. Der Unterhaltungsaufwand ist laut Planungsbüro immens. Um die Verkehrssicherheit dauerhaft zu erhöhen, müssten unter anderem Fangschutzmaßnahmen in den Steilhängen installiert, Fangmauern mit Auffangmulden am Böschungsfuß gebaut, Spalten in oberflächennahen Bereichen durch Verplombung geschlossen werden. Aber, so heißt es in der Machbarkeitsstudie: »Fast alle Sicherungsmaßnahmen bieten keinen absoluten Schutz gegen spätere Felsbewegungen. Die Auswirkungen können lediglich minimiert werden. Eine Beräumung von Hand in regelmäßigen Abständen bleibt vermutlich nicht aus.«

Das Thema sollte mit der Machbarkeitsstudie versachlicht werden, hatte Bürgermeister Michael Hillert betont. Die Kostenschätzung aus der Studie jedenfalls gibt ihm angesichts wichtiger kommunalen Aufgaben wie dem Bau eines Kinderhauses und eines Feuerwehrgebäudes zu denken. Eine Diskussion im Gemeinderat soll erst nach der Sommerpause folgen: »Damit ist genug Zeit, das Thema sacken zu lassen.« (oech)