DETTINGEN. Sie wissen seit 13 Jahren ihr Publikum zu überraschen und auch am Wochenende öffneten die TEB Allstars wieder eine musikalische Wundertüte, die prall gefüllt war mit zum Teil noch nie von der Band gespielten Genres: Das Repertoire reichte von Italo-Pop bis Schlager – als solchen bezeichnen einige Musiker jedenfalls Herbert Grönemeyers »Mambo«. Oder ist es doch Old-School-Deutsch-Pop? Tut nichts zur Sache, denn jedes Bandmitglied fand seinen Platz in dem kunterbunten Musikmix und selbst Moderator Julian Hermle traute sich erstmals mehr als zu reden: Mit Matthias Wurst und Steffen Hämmerle gab’s eine Neuinterpretation des Fanta4-Hits »Die da!?!«.
Das war nur einer der wenigen Höhepunkte an den beiden komplett ausverkauften Konzertabenden in der Dettinger Schillerhalle: Die TEB Allstars sind längst kein Geheimtipp mehr und weit über die Region hinaus bekannt, insgesamt etwas mehr als 2.500 Zuschauer wollten die Band und das TEB Orchester hören. Alt und Jung, Schmusefans und (Hard)Rocker, Liebhaber deutscher Musik und von Mitsing-Charthits kamen auf ihre Kosten. Klar, dass beim Sitzplatzkonzert am Freitag die Stimmung etwas ruhiger war, das Publikum manchmal von den Musikern aus der Reserve gelockt werden musste. Doch die Freitag-Gäste waren nicht weniger begeistert als die am Samstag, da herrschte in der Schillerhalle eine Atmosphäre wie bei Konzerten in großen Arenen: Tanzen, Mitsingen, Klatschen und auch mal ruhig sein, leise Songs genießen – das ganze Repertoire eben.
Erstes Konzert 2011
Als 2011 die TEB Allstars damals noch in der Bad Uracher Festhalle ihr erstes Konzert gespielt hatten, waren die Zuschauer am Ende regelrecht ergriffen und bei einigen rollten sogar die Tränen. Seither hat sich vieles für die einstigen jungen Wilden geändert, wurden die Konzertabende professionalisiert und perfektioniert: Lichtshow und Soundtechnik suchen in der Region ihresgleichen. Und doch sind die Allstars-Konzerte nach wie vor vom Enthusiasmus der Musiker geprägt, ihrer schier grenzenlosen Freude am Spielen und Singen. Vor allem aber sorgen sie wie in ihrer Anfangszeit für jede Menge Gänsehautmomente.
Dann beispielsweise, als Emily Barth, Hannah Roese und Maxima Gebhardt unplugged »Dear Mr. President« anstimmen. Sowieso: Es tut den TEB Allstars gut, dass die stimmlich exzellenten Backgroundsängerinnen, die seit 2016 die Band verstärken, noch mehr als sonst als Solistinnen ihre Stärke zeigten konnten – sie setzen deutliche Akzente. Dafür steht Rock-Röhre Jürgen Volk seit Jahren, der »Queen« ebenso performen kann wie mit dem Orchester Hardrock. Nach der Pause wurde die Band nämlich 55 klassischen Musikern mit Geige, Cello und Co begleitet, für die aufwändigen Arrangements sind die beiden musikalischen Leiter Jochen Schmid und Stephen Blaich verantwortlich. Die switchten gekonnt zwischen den Musikwelten, eben noch am Keyboard (Blaich) oder an der Gitarre und singend (Schmid) ging es an den Dirigentenpult. Wandelbar zeigte sich auch Gitarrist Jochen Zaiss, der ließ sein Instrument immer wieder und unterstrich, dass er hervorragend singen kann – auch auf Deutsch. Nicht so nuschelnd wie Udo Lindenberg interpretierte er mit Steffen »Apache7« Hämmerle »Komet«: Die Schillerhalle tobte.
Musiker unterstützen Selbsthilfeverein
Bei aller Freude und Spaß wurde eines nicht vergessen: Bei den TEB Allstars-Konzerten handelt es sich seit der Premiere um eine Benefizveranstaltung. Hinter TEB steckt nämlich Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, seit Anfang an unterstützt die Band den Selbsthilfeverein. Mit den beiden Konzerten am Wochenende wurde die 200 000 Euro Spenden-Marke geknackt. Wie wichtig das Geld für die Arbeit ist, unterstrich dessen Vorsitzende Katharina Stang. Die TEB Allstars hätten »verdammt viel Gutes« getan und jedes Mal, wenn im neuen Jahr der Spendenscheck eintreffe, sei im Büro ein Juhu-Schrei zu hören: »Wir wissen dann, es geht wieder ein Stück weiter.« Das sei eine große Motivation für die Musiker, sagte Moritz Hermle. Gemeinsam mit Matthias Wurst hatte er vor 13 Jahren aus privater Betroffenheit das erste TEB Allstars-Konzert initiiert. Zurzeit macht er Pause, zollt aber den Musikern und den vielen anderen Helfern allergrößten Respekt für ihr Engagement: »Ihr seid mit Herzblut dabei.« (GEA)