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Von Wannweil, K'furt, dem Maibaum und der lieben Nachbarschaft

»Humor ist, wenn man trotzdem lacht«, wussten schon die Alten in grauer Vorzeit. Wenn's aber mal hart kommt, dann fällt das nicht so leicht, wie ein aktueller Fall zeigt. Mitspieler in einer ganz besonderen Posse zwischen den Nachbargemeinden Wannweil und Kirchentellinsfurt: ein Maibaum, ein Bürgermeister, mehrere selbsternannte Spaßvögel und ein Einkaufstrolley.

Er tut so, als sei nichts passiert: der Maibaum von Wannweil auf dem Rathausplatz.
Er tut so, als sei nichts passiert: der Maibaum von Wannweil auf dem Rathausplatz. Foto: Frank Pieth
Er tut so, als sei nichts passiert: der Maibaum von Wannweil auf dem Rathausplatz.
Foto: Frank Pieth

WANNWEIL/KIRCHENTELLINSFURT. »Was sich liebt, das neckt sich«, lautet bekanntlich eine weitere alte Weisheit, die jeder kennt. Demnach müssen sich die beiden Nachbargemeinden Wannweil und Kirchentellinsfurt schon wahnsinnig lieb haben. Denn just um die Tradition des Maibaumstellens und des Maibaumstehlens hat sich jetzt zwischen den beiden eine echte Posse abgespielt. Und die geht so:

Kurz vor dem 1. Mai verabredeten sich Spaßvögel (wohl aus beiden Gemeinden) und zwitscherten einander zu: »Lasst uns nach alter Tradition einen Maibaum stibitzen. Am besten doch einen vom Nachbarn nebenan.« Ihre Wahl fiel schließlich auf Wannweil. Da die Vögel von der ungeschriebenen Regel wussten, dass es unter der Mindeststrafe eines schweren Gesichtsverlustes verboten ist, einen bereits aufgestellten Maibaum zu klauen, kletterten sie kurzerhand über die Mauer des örtlichen Bauhofes. Und siehe da, dort lag der Baum, bereits weitgehend vorbereitet auf dem Gelände. Mit vereinten Kräften schafften sie ihn auf einen Kleintransporter und zurrten ihn dort fest. Weil der Baumstamm allerdings etwas zu lang für den kleinen Transporter war, ragte der Mast hinten zu weit raus. Also wurde der überstehende Teil mal eben noch an einen Einkaufswagen befestigt und das ungewöhnliche und sicher nicht genehmigungsfähige Gespann rollte des Nächtens und unbemerkt über die Kreisgrenze von Wannweil nach Kirchentellinsfurt.

»Was sich liebt, das neckt sich«

Ganz so unbemerkt blieb das Ganze dann allerdings doch nicht. Denn schon sehr bald wurde der Diebstahl von den Wannweiler Bauhofmitarbeitern bemerkt. Ganz fix fanden sie einen gut gewachsenen Ersatzbaum und pünktlich zum entscheidenden Datum 1. Mai wurde der festlich geschmückt und aufgestellt. Für alle zu bewundern auf dem Wannweiler Rathausplatz. So, als wäre überhaupt nichts passiert.

Doch ganz der Tradition folgend, war schon vorher ein Schreiben der Spaßvögel per E-Mail im Wannweiler Rathaus eingetrudelt. Für den stibitzten Baum wollten sie drei Kästen Bier und vier Kilo Leberkäse. Dafür sollte der entführte Baum ausgelöst und wieder in die Freiheit entlassen werden.

Nur leider wollte sich Wannweils Bürgermeister Christian Majer auf dieses Traditionsspielchen überhaupt nicht einlassen. Schließlich hatte die Öffentlichkeit vom Maibaumklau nichts bemerkt und der Ersatzbaum war organisiert. »Wir haben ja viel Humor, aber einfach aufs Gelände des Bauhofes eindringen, das gehört sich doch nicht, oder?«, überlegte der Schultes. Doch nach einem kurzen Gespräch mit dem GEA besann er sich. Eine Anzeige werde es dann doch nicht geben, meinte er. Nur das mit der Auslöse, also das mit dem Bier und dem Leberkäse, ließ er im Raum stehen.

»Humor ist, wenn man trotzdem lacht«

Von den Kirchentellinsfurter Spaßvögeln kam unterdessen ein Friedensangebot. Mit ein paar Kästen Bier und kiloweise Leberkäse ließe sich doch bestimmt ein noch kleines Nachbarschaftsfest organisieren. »Wir stocken gerne auf und besorgen noch Ketchup, Senf und bestimmt ein paar Weckle dazu«, hieß es.

Nachbarschaft kann doch was sehr Schönes sein. Und wer weiß, vielleicht erwächst daraus ja eine neue Tradition: die des gemeinsamen nachbarschaftlichen Feierns. Dabei aber nicht vergessen: »Humor ist, wenn man trotzdem lacht.« (GEA)