METZINGEN. Regionalität nimmt einen immer größeren Platz in der globalisierten Welt ein. Nicht nur bei Lebensmitteln oder Ähnlichem – auch in der Kultur. »Regionalkrimis feiern Erfolge aller Orten. Man besinnt sich auf seine direkte Lebensumgebung, seine Heimat, weil nur der in die weite Welt und zu den Sternen ausgreifen sollte, der mit beiden Beinen auf der Erde steht«, begründete Werner Theis, alias Walther, Initiator und Herausgeber des Feuilletonprojekts zugetextet.com, seine Idee hinter einem regionalen Kurzgeschichtenwettbewerb.
Das Thema »Wirtschaft und Arbeit im Landkreis Reutlingen« nahmen insgesamt 27 Autoren, inspiriert von ihrem Arbeitsalltag, zum Anlass, eine Geschichte zu schreiben. Sie erzählen von Mord im Reutlinger Verlagswesen, der Erfindung der Mutschel, einer Liebesgeschichte, dem Kampf mit dem Finanzamt, der Gründung eines Verlags oder von zwei völlig unterschiedlichen Tagesabläufen eines Geschwisterpaares.
Kultur für die Region
Es war der vierte Wettbewerb dieser Art, den Walther ins Leben gerufen hat. Der Schirmherr, Landrat Thomas Reumann, die Südwestmetall-Bezirksgruppe und die Kreissparkasse Reutlingen ermittelten gemeinsam aus den elf besten Geschichten die Gewinner. Dabei machte Walther noch einmal klar, wie wichtig eine solche Veranstaltung sei: »Regionale Kulturinitiativen sind notwendig, um den Fortschritt und die Brüche unserer Zeit zu verarbeiten.« Ohne den stetigen Einsatz Kulturschaffender in Reutlingen sei die Region deutlich »ärmer dran«.
Das Thema Wirtschaft war für den Initiator naheliegend. »Wir verbringen viele Stunden jeden Tag mit unserer Arbeit. Sie schafft die wirtschaftliche Grundlage für unser überwiegend gutes und sicheres Leben.«
Im Rahmen der Abschlussveranstaltung in der Filiale Metzingen der Kreissparkasse Reutlingen wurden die sechs besten Geschichten vorgetragen und die drei Gewinner gekürt. »Es ist etwas völlig anderes, ob ich eine Geschichte vorgelesen bekomme oder sie selbst lese. Wobei vorgelesen hier das falsche Wort ist: Die Geschichten wurden vorgetragen. Man spürt, wie sich die Autoren für die Geschichten begeistern«, sagte Landrat Thomas Reumann bei seiner Ehrung der Siegergeschichte aus.
Der erste Platz ging an Rosemai M. Schmidt aus Grafenberg für ihre Geschichte »Das Gebildbrot«. Sie erzählt von einem Bäckerlehrling, der in seinem Traum in das mittelalterliche Reutlingen reist und gemeinsam mit Albrecht Mutschler das sternförmige Gebäck erfindet. Die Autorin gewann bereits den Aschauer-Autorenpreis. Über den zweiten Platz, den Regionaldirektor Oliver Göder verlieh, freute sich Franziska Schröder aus Metzingen. In ihrer Geschichte »Ein Tag« berichtet sie von einem Geschwisterpaar, dessen Arbeitsalltag unterschiedlicher nicht sein könnte. Birgit Körners Geschichte »Die Geburtsstunde« gewann den dritten Preis. Seit ihrer Kindheit schreibt sie Kurzgeschichten und Gedichte und gewann damit bereits einige Preise. Sie erzählt aus Sicht eines alten Möbelstücks die Entstehungsgeschichte des Verlags Ensslin & Laiblin und dem Wochenblatt »Kinderfreund«.
Außerdem wurden die Geschichten weiterer drei Autoren an diesem Abend vorgetragen: »Tod im Reutlinger Haifischbecken« von Jochen Bender, »Sie werden ihn finden« von Viktoria Wehrle und »Grüße von Natalia« von Nadine Wilmanns. Das Tübinger Jazz-Duo um Anselm Krisch und Lukas Pfeil begleitete den Abend musikalisch. Alle Siegergeschichten sind über www.zugetextet.com zu erhalten. (pr/GEA)