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Aktuell Kultur

»Urach im Nebelmeer« hat das Rennen gemacht

Neues Gedicht am Bad Uracher Poesieweg vom Wasserfallparkplatz bis zum Haus des Tourismus

Gedicht des Jahres 2022: Thomas Braun, der Leiter des Uracher Kulturreferats (links) mit Ralf Failenschmid, dessen Gedicht "Urac
Gedicht des Jahres 2022: Thomas Braun, der Leiter des Uracher Kulturreferats (links) mit Ralf Failenschmid, dessen Gedicht »Urach im Nebelmeer« ein Jahr lang an Stele 5 zu sehen ist. Foto: Kirsten Oechsner
Gedicht des Jahres 2022: Thomas Braun, der Leiter des Uracher Kulturreferats (links) mit Ralf Failenschmid, dessen Gedicht »Urach im Nebelmeer« ein Jahr lang an Stele 5 zu sehen ist.
Foto: Kirsten Oechsner

BAD URACH. Unter dem Gros der Maifeste ragt eine etwas andere Erste-Mai-Veranstaltung als üblich heraus: Jedes Jahr treffen sich an Kultur interessierte Menschen im Maisental, um nach einem kurzen Spaziergang das Bad Uracher Gedicht des Jahres zu enthüllen. Die Stele Nummer 5 ist seit der Einweihung des Poesiewegs im Jahr 2013 für ein aktuelles Gedicht reserviert, ein Jahr werden nun dort die Worte von Ralf Failenschmid zu lesen sein.

Der Sirchinger beschreibt in »Urach im Nebelmeer« eine Szene, die er genau datieren kann: Am 6. November des vergangenen Jahres blickte er von der Albhochfläche hinab ins Tal. »Solch Schauspiel, wohl ein selten Glück, der Nebel hängt im Tal so schwer. Vom Eppenzillfels schweift mein Blick über das weite, weiße Meer« heißt es da: »Diese Zeilen hatte ich als erste und mir war lange nicht klar, wo sie stehen werden – ganz vorne, in der Mitte oder am Ende des Gedichts«, erzählt Failenschmid. Es sind nun die letzten Zeilen geworden, die Passanten nun bis zum 1. Mai 2023 Weiß auf Grün lesen können. Für den Autor ist’s eine schöne Plattform, die Bad Urach bietet: »Ich empfinde es als Ehre.«

Freizeit-Poet Failenschmid gibt zu, dass er normalerweise nicht viel mit Kultur zu tun hat, aber schon immer gerne seine Gedanken in kleinen Versen niederschreibt. Beim prämierten Gedicht habe er sich deutlich mehr Mühe als sonst gegeben und immer wieder an den Worten gefeilt: »Als ich dann zufrieden damit war, habe ich es am Jahresende eingereicht.« Die Jury, bestehend aus der pensionierten Gymnasiallehrerin Ingeborg Naegelsbach, GEA-Kulturredakteur Christoph B. Ströhle und Amanduskirchen-Kantor Armin Schidel, jedenfalls hat er überzeugt, sie wählten das Werk des Sirchingers unter 15 Einsendungen zum Gedicht des Jahres. Im Rahmen der feierlichen, gemeinsam mit Kulturamtsleiter Thomas Braun ausgeführten Enthüllung, rezitierte er sein Gedicht auswendig und voller Hingabe – der Applaus der rund 30 Literatur-Spaziergänger war ihm sicher.

Ein paar Hundert Meter weiter las die Zweitplazierte Angelika Lotley aus Bad Urach ihr Gedicht »Beklemmung«. Auf Platz drei auf der Rangliste folgt ihr Birgit Kleimaier aus Grafenberg, deren Gedicht »Hohenurach« Thomas Braun vortrug. Mit einem Sonderpreis wurde Brigitte Jaschke aus Gächingen ausgezeichnet, die in »Hohen Urach Steig mit Christine und Inge 2018« ihre Emotionen bei einer Wanderung beschreibt. Damit ist sie nicht die Einzige, viele Auswärtige hätten laut Thomas Braun die Region wandernd kennengelernt und ein Gedicht eingereicht, unter anderem aus Marburg an der Lahn.

In illustrer Gesellschaft

Das Gedicht des Jahres von Ralf Failenschmid befindet sich in illustrer Gesellschaft, auf den 19 anderen Stelen sind Werke unter anderem von Eduard Mörike, Gustav Schwab oder Johannes R. Becher zu lesen. Für die vier Kilometer vom Wasserfall-Parkplatz bis zum Haus des Tourismus muss man sich viel Zeit nehmen, die Muse hatten die Mai-Wanderer gestern auch: Traditionell begleitet Manfred Heider die Tour mit dem Akkordeon, immer wieder wird ein Lied angestimmt und eine Verschnaufpause wird auch Jahr für Jahr am Seltbachhaus eingelegt. (GEA)