PLIEZHAUSEN. Nach langer und teilweise emotionaler Diskussion hat der Gemeinderat von Pliezhausen bei seiner jüngsten Sitzung am Dienstagabend den Nachtragshaushalt der Gemeinde beschlossen. Mit 14 Ja-Stimmen, 5 Nein-Stimmen und einer Enthaltung genehmigte das Gremium damit gleichzeitig, dass Mehrkosten für die neue Musikschule von 520 000 Euro nachfinanziert werden. Dabei ist die Gemeinde in der Lage die zusätzlichen Ausgaben zu bezahlen, ohne neue Schulden aufnehmen zu müssen. Bürgermeister Christof Dold wertete es als glücklichen Umstand, dass der Jahresabschluss für das Jahr 2017 so positiv ausgefallen sei, dass die finanzielle Lage der Gemeinde eine Nachfinanzierung ohne größere Probleme möglich mache. So können große Teile der Mehrkosten aus den zuvor gebildeten Rücklagen in der Gemeindekasse bezahlt werden. Auch Einnahmen beispielsweise aus Grundstücksverkäufen stehen auf der Haben-Seite.
Dennoch präsentierte Pliezhausens neuer Kämmerer, Markus Hillenbrand, seinen ersten Nachtragshaushalt recht selbstkritisch. Man habe bei der Gemeinde die möglichen Kostenüberschreitungen zu lange unterschätzt und den Gemeinderat nicht schnell genug informiert. Er warb gleichzeitig um Verständnis bei den Gemeinderäten. Ein Bauprojekt solcher Größenordnung sei für die Verwaltung »jenseits unserer Routine«. Auch deshalb könne niemand eine hundertprozentige Kostengarantie geben.
Es sei zudem ein Sammelsurium aus etwa 40 Einzelpositionen gewesen, die die Kosten nach oben getrieben hätten. Als Beispiele nannte Markus Hillenbrand unter anderem notwendige Nachbesserungen bei der Akustik in der Musikschule, handwerkliche Nacharbeiten, nicht eingeplante Kosten für Bautrocknung, Baustrom oder Schutzvorkehrungen. Außerdem seien die Kostenberechnungen für Bühnenausstattung, Veranstaltungsequipment und Mobiliar nicht ausreichend gewesen. Diese zahlreichen Einzelposten hätten in ihrer Summe zu den Mehrkosten von 520 000 Euro geführt.
Kritik an den Mehrkosten kam vor allem von CDU-Gemeinderätin Brigitte Rapp. Sie bezeichnete die Gesamtkosten für die Musikschule von letztendlich etwa 6 Millionen Euro als viel zu hoch für ein »Nice-to-have«, also etwas, was man nicht unbedingt benötige. Dafür erntete sie auch Widerspruch. Vor allem Wolfgang Wermke, aber auch andere Ratsmitglieder hoben die Bedeutung der Musikschule als Alleinstellungsmerkmal für Pliezhausen hervor. So etwas vergleichbar Besonderes und kulturell Wertvolles müsse man in der Region erst noch finden, hieß es unter anderem. (GEA)