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Geschmiedete Kostbarkeiten von Paul Zimmermann in Pliezhausen

Der weltbekannte Kunstschmied Paul Zimmermann verkauft in seiner Heimatgemeinde Pliezhausen für einen guten Zweck Teile seiner Sammlung.

Kunstschmied Paul Zimmermann verkauft am Sonntag, 8. Dezember, ab 11 Uhr bei der Ausstellung »Alles hat seine Zeit« im Forum 4P
Kunstschmied Paul Zimmermann verkauft am Sonntag, 8. Dezember, ab 11 Uhr bei der Ausstellung »Alles hat seine Zeit« im Forum 4P in Pliezhausen geschmiedete Leuchter und Kerzenständer für einen guten Zweck. Foto: Stephan Zenke
Kunstschmied Paul Zimmermann verkauft am Sonntag, 8. Dezember, ab 11 Uhr bei der Ausstellung »Alles hat seine Zeit« im Forum 4P in Pliezhausen geschmiedete Leuchter und Kerzenständer für einen guten Zweck.
Foto: Stephan Zenke

PLIEZHAUSEN. Einmalig ist die Gelegenheit am kommenden Sonntag Werke des weltbekannten Kunstschmieds Paul Zimmermann für einen guten Zweck zu erwerben. Unter dem Titel »Alles hat seine Zeit« trennt sich der Metallgestalter zu einem symbolischen Preis von rund 60 Leuchtern und Kerzenhaltern seiner Privatsammlung.

Die Einzelstücke repräsentieren in Stil und Ausführung die Epochen seines beeindruckenden Lebenswerkes. Eröffnet wird die Verkaufsausstellung am Sonntag, 8. Dezember, um 11 Uhr im Forum 4P seines Heimatortes Pliezhausen. Der Erlös soll den finanziellen Grundstock für ein Buch über die Ortsgeschichte bilden. Zimmermann selbst wird natürlich anwesend sein, was den Reiz des Ereignisses zusätzlich erhöht. Denn wer diesem Mann begegnen darf, wird das kaum jemals vergessen.

Wie bekannt der Pliezhäuser ist, zeigt sich am Nagelbaum vor seinem Atelier. Hier haben Schmiede aus der ganzen Welt eiserne Spu
Wie bekannt der Pliezhäuser ist, zeigt sich am Nagelbaum vor seinem Atelier. Hier haben Schmiede aus der ganzen Welt eiserne Spuren hinterlassen. Foto: Stephan Zenke
Wie bekannt der Pliezhäuser ist, zeigt sich am Nagelbaum vor seinem Atelier. Hier haben Schmiede aus der ganzen Welt eiserne Spuren hinterlassen.
Foto: Stephan Zenke

Die Härte des Metalls, dass er seit 1963 in seinem Atelier in der Kronengasse geschmiedet hat, steht im bemerkenswerten Gegensatz zur Weichheit und Nachdenklichkeit des Menschen Zimmermann. Ein Leben lang hat er immer wieder versucht, seinem eisernen Werkstoff zeitgemäße Formen zu geben.

»Die Arbeiten ragen aus der Schmiedeproduktion heraus«

»Die Arbeiten von Paul Zimmermann, die zwischen minimalistischen und expressiven Ansätzen wechseln, ragen aus der kunsthandwerklichen Schmiedeproduktion der Nachkriegszeit heraus. Sie wurden und werden national und international gewürdigt«, schreibt der Kunstwissenschaftler Winfried Stürzl in dem zu Zimmermanns 80. Geburtstag erschienen Buch »Atelier Zimmermann«. In Leuchten und Kerzenhaltern spiegelt sich die Entwicklung eines Handwerkers, der mehrere nationale und internationale Auszeichnungen erhalten sowie Vorlesungen bei internationalen Schmiedetreffen gehalten hat. Eines Mannes, bei dem Arbeiten und Leben immer eine Einheit gebildet haben – so liegt seine Wohnung direkt über der Werkstatt. Davor haben am Nagelbaum Gesellen und Meister aus aller Herren Länder ihre Spuren hinterlassen.

»Alles hat seine Zeit« am Sonntag im Forum 4P

Ein weltbekannter Kunstschmied ist alt geworden – seine Objekte aber sind zeitlos. Mit seinem Kunsthandwerk hat Paul Zimmermann viele Spuren hinterlassen.

Nun stellt er geschmiedete Leuchter und Kerzenständer in einer Benefiz-Ausstellung am kommenden Sonntag, 8. Dezember, von 11 Uhr bis 17 Uhr im Forum 4P, Baumsatzstraße 2 in Pliezhausen, aus. Bei der Eröffnung wird Zimmermann im Rahmen einer kleinen Feier mit Musik über sein Handwerk sprechen, was alleine schon einen Besuch wert ist. Anschließend können rund 60 Leuchter und Kerzenständer für einen symbolischen Preis erworben werden. Es handelt sich um lauter Unikate aus der gesamten Schaffenszeit des Künstlers.

Der Erlös dieser Verkaufsausstellung wird gespendet und soll den Grundstock für ein Buch über die Geschichte Pliezhausens bilden. Die Ausstellung wird unterstützt von KulturGUT. Für musikalische Begleitung der Eröffnung sorgen Dieter Alber-Bakonyi und Ulrich Schneider. (pr)

Sein Haus in der Kronengasse war und ist stets offen für Menschen, die gemeinsam mit ihm arbeiten, für eine ständige Weiterentwicklung und gegenseitige Bereicherung der Schmiedekunst gesorgt haben. Zimmermann selbst trägt den britischen Titel A.W.C.B. (Associate of the Worshipful Company of Blacksmiths) als erster nichtgebürtiger britischer Schmied. Von alledem redet der 1939 in Pliezhausen geborene Mensch ganz leise – wenn überhaupt. In seinen Worten schwingt eine tiefe Demut vor dem Leben mit.

»Es geht mir gut«, sagt der 85-Jährige, »so vergeht Zeit – aber ich bin noch da«. Dann spricht er vom »gelassenen Zurückblicken« sowie davon im Rückspiegel der Jahrzehnte Begegnungen als das Wichtigste in Erinnerung behalten zu haben. Die nur eintägige Ausstellung beschreibt er als Abschied von Stücken aus seiner ganz privaten Kollektion. »Ich bin ein Sammlertyp, habe alles gehortet«, meint er. »Irgendwann nach mir kommt dann wohl der Container«, fügt er lächelnd ohne einen Anflug von Melancholie hinzu. Deswegen sei es jetzt Zeit zum Loslassen, trenne er sich von diesen Unikaten, »für einen symbolischen Preis«. Niemand wird reich sein müssen, um einen Leuchter oder Kerzenhalter kaufen zu können, die für ihren Schöpfer wie Wegmarken gewesen sind.

Ein Kerzenständer aus der floralen Phase von Zimmermann. Der Mensch hat Jahrzehnte lang immer wieder Neues geschaffen.
Ein Kerzenständer aus der floralen Phase von Zimmermann. Der Mensch hat Jahrzehnte lang immer wieder Neues geschaffen. Foto: Stephan Zenke
Ein Kerzenständer aus der floralen Phase von Zimmermann. Der Mensch hat Jahrzehnte lang immer wieder Neues geschaffen.
Foto: Stephan Zenke

»Die Kerzenständer waren ganz entscheidend für meine persönliche Entwicklung«, beschreibt Zimmermann ihren Wert. Entstanden seien sie »ein Leben lang«, womit sie wie ein Schaufenster seines Wirkens sind. »Eine Zeit lang war es das Florale, dann die Nüchternheit sowie bestimmte Falttechniken«, ergänzt er noch. Die Philosophie seiner Gestaltung hat er mehrfach mit dem Satz »Form ist Einschränkung – Design ist Offenbarung« beschrieben. Das Material selbst besitzt für ihn bei aller Vergänglichkeit etwas Zeitloses. »Eisen rostet, ist vergänglich, aber es überdauert uns allemal«, meint er. Man finde in allen Stilepochen beeindruckende Werke aus diesem Stoff, »zu denen wir heute mit all der Technologie nicht fähig wären«.

Diese Spuren und Zeitzeugen faszinierten ihn. Wohl auch deswegen sind individuelle Grabzeichen im Laufe der Jahre zu einem seiner Spezialgebiete geworden. Heute müsse man kein Prophet sein, um in einer Zeit von sogenannter künstlicher Intelligenz oder Social Media wahrzunehmen, »dass dieses althergebrachte Handwerk sich aus unserem Kulturkreis verabschiedet«. Für ihn selbst ist es ein Glück, dass seine Söhne der Schmiedekunst verbunden bleiben. Heiner hat das Atelier in der Kronengasse schon vor geraumer Zeit offiziell übernommen. Christian und seine Frau Roswitha betreiben die seit 1777 existierende Hammerschmiede in Mühlehorn. Tochter Bärbel fand ihre schöpferische Heimat in der Floristik.

»Form ist Einschränkung – Design ist Offenbarung«

Der Hintergrund der Verkaufsausstellung ist seine Heimatverbundenheit. »In Pliezhausen habe ich tiefe Wurzeln und empfinde auch Wertschätzung«, sagt er mit einem weichen Blick. Deswegen möchte er mit dem Verkauf seiner Werke den Grundstock für eine Chronik der Ortsgeschichte legen. »Ich durfte in meinem Heimatort Spuren hinterlassen«, sagt er. Das Buch wäre eine weitere. (GEA)

www.atelierzimmermann.com