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Miss-Germany-Kandidatinnen ziehen in Metzingen alle Blicke auf sich

Shopping in der Outletcity: In Metzingen treffen sich die 16 Kandidatinnen zur Miss-Germany-Wahl. Das Aussehen soll bei dem Wettbewerb nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Doch das sieht man den Mädchen nicht an.

METZINGEN. So schön wie heute ist Metzingen nur einmal im Jahr. 16 Miss-Germany-Kandidatinnen sind am Freitagnachmittag zum Shoppen in der Outletcity unterwegs. Als sie den Hugo-Boss-Platz erreichen, bleiben sämtliche Passanten stehen, zücken ihr Handy, fotografieren, staunen. Aus gefühlt 20 verschiedenen Kameraperspektiven wird festgehalten, wie die Mädchen posieren und mit der Sonne um die Wette strahlen.

Eine davon ist Jessica Bisceglia. Beim Finale, das am 15. Februar im Europapark in Rust über die Bühne geht, tritt sie als Miss Baden-Württemberg in große Fußstapfen. Ihre Vorgängerinnen Anahita Rehbein und Nadine Berneis haben den Wettbewerb 2018 und 2019 jeweils gewonnen. »Alle guten Dinge sind drei«, sagt die 27-Jährige und lacht. Gewinnen sei aber nicht ihr Hauptziel. Beworben habe sie sich vor allem deshalb, weil sie Angst habe, vor Menschen zu sprechen. In der Vorbereitung auf die Wahl lerne sie zu kommunizieren, was für ihren Job später einmal wichtig sein kann.

Die Trossingerin ist nicht nur hübsch, sondern hat auch einiges auf dem Kasten. »Ich bin Ingenieurin«, sagt sie stolz. Ihren Bachelor in molekularer und technischer Medizin sowie den Master als Technical Physician bezeichnet sie als »bedeutendste Meilensteine« in ihrem Leben. »Es ist mir wichtig zu zeigen, dass ich mehr bin, als nur schön«, sagt sie.

Das Aussehen soll bei der diesjährigen Wahl zur Miss Germany ohnehin nicht im Mittelpunkt stehen. »Wir haben uns dem Female-Shift, einer neuen Form des Feminismus verschrieben«, sagt Max Klemmer, der Geschäftsführer der Miss-Germany-Corporation, die den Wettbewerb seit dem Jahr 2000 alleine veranstaltet. In Zusammenarbeit mit einer Stuttgarter Agentur und dem Zukunftsinstitut in Frankfurt habe man die Miss-Wahl umgestaltet. Beim Finale sollen die Frauen mit Eigenschaften wie Charme, Authentizität, Ausstrahlung oder Kritikfähigkeit überzeugen. Laut Klemmer wird es eher ein Personality-Contest als ein Schönheits- oder Model-Wettbewerb.

Das zu glauben fällt beim Blick auf die 16 Vertreterinnen der einzelnen Bundesländer zunächst schwer. Die Mädchen sind allesamt schlank, haben lange Haare und lange Beine. Wenn die Persönlichkeit wirklich im Vordergrund stehen würde, müsste hier dann nicht wenigstens eine Vertreterin dabei sein, die nicht dem westlichen Schönheitsideal entspricht? Darauf angesprochen sagt Klemmer: »Es haben sich auch Frauen mit Kleidergröße 44 beworben, jedoch nicht so viele.« Er verwies darauf, dass das Konzept noch ziemlich neu sei und dass es sich erst durchsetzen müsse, dass man bei der Wahl zur Miss Germany keinem Schönheitsideal entsprechen müsse.

Jessica Bisceglia weiß, wie es ist, wenn Aussehen wichtiger ist als innere Werte. Seit zehn Jahren arbeitet sie bereits als Model. »Da ist Oberflächlichkeit an der Tagesordnung«, sagt sie und ergänzt: »Ich wurde jahrelang auf mein Äußeres reduziert.« Das sei nicht schön gewesen, deshalb sei sie auch begeistert, dass der Miss-Germany-Wahl ein neuer Schwerpunkt verpasst wurde.

Ihren Lebensunterhalt verdient Bisceglia mit dem Verwalten von Social Media Kanälen verschiedener Modelabels und als Model. Allerdings ohne eine Agentur, die ihr Vorschriften macht. Sie will frei und unabhängig sein. Trotzdem muss sie sich fürs Modeln hin und wieder einschränken. »Klar, muss ich manchmal aufpassen, dass ich im Sommer keine Abdrücke bekomme, oder dass mir vor einem Handshooting kein Nagel abbricht.« Druck bezüglich ihrer Figur, wie man das hin und wieder auch bei »Germany’s next Topmodel« sieht, habe sie jedoch nicht.

Apropos Topmodel: Zickenkrieg, wie er dort Folge für Folge zu beobachten ist, gibt es laut Bisceglia bei den 16 Missen nicht. Im Gegenteil: »Es ist ist sehr harmonisch und inspirierend«. Was auch daran liege, dass die Frauen hier viel älter seien und es kein Drehbuch gäbe.

In Metzingen ist die 27-Jährige die begehrteste Gesprächspartnerin. Während die anderen schon kreischend und lachend zum Shoppen davonziehen, steht sie geduldig da, lächelt und gibt Interviews. Dann wird es auch für sie Zeit zu gehen. »Sie muss jetzt langsam los«, ruft eine Dame. Die schönste Frau des Ländles hat jetzt noch zwei bis drei Stunden um ihr Outfit, oder zumindest ein Teil davon, fürs Finale einzukaufen.

Alle Teilnehmerinnen haben von der Outletcity einen Einkaufsgutschen im Wert von je 400 Euro bekommen. Schuhe hat Bisceglia schon. Türkisfarbene Pumps, die ihr von einem Schuhhersteller zur Verfügung gestellt wurden. »Das Outfit wird eher schlicht, vielleicht schwarz«, sagt sie. Ein Jumpsuit oder ein Kleid soll es werden, was davon, weiß sie noch nicht. Aber das ist ja auch nicht so wichtig. Sie wird in beiden Outfits eine gute Figur machen und im Finale kommt es ja ohnehin auf die Persönlichkeit an. (GEA)