WANNWEIL/WALDDORFHÄSLACH/PLIEZHAUSEN. Fast-Food-Verpackungen, alte Pizzaschachteln, Joghurtbecher, Einweg-Kaffeebecher oder schlicht alte Schnapsflaschen. Mülleimer, die überquellen oder Abfallhaufen, die sich auftürmen, daneben Parkbänke voller alter Bierdosen, Tetrapackschachteln oder Zigarettenkippen. Jeder kennt solche Bilder von vermüllten öffentlichen Plätzen auch in der Region.
Gerade in diesem heißen Sommer haben Städte und Gemeinden verstärkt dagegen zu kämpfen. Der Grund scheint bereits ausgemacht: Oftmals verlegten viele Menschen ihren Feierabend einfach von »Drinnen nach draußen«, heißt es. In der Stadt Pforzheim nennt man das bereits die »Mediterranisierung der Städte«.
»Manche Leute versuchen einfach, ihren Hausmüll über einen öffentlichen Mülleimer loszuwerden«
Gefeiert wird bei lauen Temperaturen draußen, vor allem an Wochenenden. In Pforzheim gibt es deshalb bereits zwei mit Tablet und Handy ausgestattete Müllpolizisten, die Umweltsündern bis zu 5 000 Euro Strafe aufbrummen können.
In Wannweil geht das zwar etwas beschaulicher, aber auch hier ist das Problem allseits bekannt: »Unsere Wannweiler geben uns immer wieder Bescheid, wenn ihnen vermüllte Bereiche auffallen. Wir beseitigen den Abfall dann jeweils sofort«, sagt Wilfried Keppeler vom örtlichen Bauhof. Und noch etwas ist ihm in letzter Zeit häufiger aufgefallen: »Ganz offensichtlich versuchen manche Leute immer häufiger, ihren Hausmüll über einen öffentlichen Mülleimer loszuwerden.«
Er erkenne das an den handelsüblichen Müllbeuteln und den Essensresten darin. Jonas Baier vom Bürgermeisteramt in Wannweil fügt hinzu: »Es gibt auch einige Plätze bei uns im Ort, die immer wieder durch viel Müll verunstaltet werden. Dazu gehört leider auch der neue Spielplatz im Grieß.« Das sei umso ärgerlicher, weil es dort seit Kurzem den extra neu angelegten Spielbereich nur für Kleinkinder gebe. »Das ist besonders dann gefährlich, wenn weggeworfene Glasflaschen zerbrechen«, so Wilfried Keppeler vom Wannweiler Bauhof.
Im Rathaus von Walddorfhäslach sorgte jüngst ein besonderer Umweltfrevel für Ärger. Ein Unbekannter hatte alte Fensterscheiben, Bau- und Gewerbemüll einfach im Wald entsorgt (siehe Foto). Daraufhin sei ein Fachunternehmen beauftragt worden, den Müllhaufen zu beseitigen, so Monika Schwinghammer vom Rathausteam: »Die Polizei ermittelt übrigens«, fügt sie hinzu. Ihre Kollegin Nicole Loder berichtet davon, dass die Menschen im Ort regelmäßig auch im Rathaus oder beim Bauhof Bescheid geben, wenn sie vermüllte Plätze entdecken.
Die Gemeinde Pliezhausen hat gerade wegen des Müllproblems die drei gemeindeeigenen Grillplätze gesperrt: »Denn weggeworfene Glasflaschen können bei dem heißen Sommerwetter wie Brenngläser wirken und den trockenen Untergrund entzünden. Das gilt natürlich auch für Zigarettenkippen«, sagt der stellvertretende Bauhofleiter Frank Gnant.
Um dem Freizeit- und Partymüll entgegenzuwirken, fahren die Bauhofmitarbeiter alle öffentlichen Plätze freitags und montags an und räumen auf: »Immer vor und nach den Wochenenden«, so Gnant. Das seien schlicht Erfahrungswerte. An diesen Tagen gebe es immer etwas aufzuräumen. Schwerpunkte bildeten hier die Spiel- und Freizeitplätze im Ort. Am Marktplatz werde sogar täglich kontrolliert. Frank Gnant und seine Mitarbeiter haben noch etwas festgestellt: »Das Problem mit den weggeworfenen Pfandflaschen ist weniger geworden. Schlicht, weil einige Menschen im Ort diese frühzeitig wieder einsammeln, um das Pfand zu kassieren. Wenn wir kommen, sind diese Flaschen jedenfalls schon meist weggeräumt.« (GEA/lsw)
WER VERMÜLLT PLÄTZE?
Bundesweit werden allein 320 000 Einweg-Kaffeebecher einfach weggeworfen – pro Stunde. In Tübingen gibt es deshalb mittlerweile ein System für wiederbefüllbare Becher.
Faulheit, Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit stecken laut einer Berliner Studie hinter dem Wegwerfproblem. Dabei spiele Geschlecht, Bildung oder Wohnort keine Rolle, so die Autoren dieser Studie. (dpa/GEA)