DETTINGEN. Eine der schillerndsten historischen Persönlichkeiten, die in Dettingen gelebt haben, war Wilhelm Zimmermann. Er war von 1840 bis 1847 als Pfarrer in Dettingen und Hülben tätig und vollendete vor etwas mehr als 175 Jahren hier sein Hauptwerk »Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges«.
Die Wilhelm-Zimmermann-Gedenkstätte im Johann Ludwig Fricker-Haus von Dettingen erinnert an den promovierten Philosophen und Historiker. Sie ist wieder am Sonntag, 6. Januar von 10.45 bis 11.45 Uhr geöffnet. Das dreiteilige Werk über den Bauernkrieg von 1525 umfasst satte 1300 Seiten und spielt in der Gedenkstätte auch eine zentrale Rolle. Denn in seinem Amts- und Studierzimmer des Dettinger Pfarrhauses in der Milchgasse 6 vollendete er im November 1843 sein Geschichtswerk, das bis heute verlegt wird und erhältlich ist.
In der jüngsten Sonntagsmatinee in der Wilhelm Zimmermann-Gedenkstätte wurden Zimmermanns abschließende Worte in diesem Werk zitiert: »Mit alten Geschichten ist es wie mit den Ruinen auf den Bergspitzen: von unten hinaufschauend gewinnt man nur eine Ansicht; erst, wenn man durch Gestrüpp und Steinschutt mühsam hinaufgeklommen, hat man die Einsicht.«
Den Nerv der Zeit getroffen
Dabei wird deutlich, dass seine Veröffentlichung seinerzeit viel Anerkennung und Lob bekommen hat. Sie fiel auch in eine Zeit, in der die Deutschen begannen sich verstärkt mit der eigenen Geschichte zu beschäftigen. So heißt in den »Sächsischen Vaterlandsblättern«: »Zimmermanns dreibändiges Werk übertrifft alle, schon an Vollständigkeit«. Auch in der »Allgemeinen Literatur-Zeitung«, die in Halle erschien, wurde das Werk des Dettinger Pfarrers und Geschichtsschreibers als ein »sehr beachtenswerthes« Werk bezeichnet: »Dass der Verfasser seinen Gegenstand mit vieler Vorliebe behandelt, dass er mit Fleiss viele unbeachtete Angaben aufgesammelt und sich handschriftliche Schätze zugänglich gemacht hat, endlich dass er durchaus eine wackere und ehrenwerthe Gesinnung zeigt, müssen wir ihm nachrühmen«, heißt es dort in der Sprache dieser Zeit. Man lerne hier viele Hauptbeteiligte mit Namen kennen, »die auch in Zukunft in jeder deutschen Geschichte einen Platz verdienen.« Beim Autor handelte es sich um den 26-jährigen Historiker und späteren Leipziger Professor Dr. Heinrich Wuttke, der 1848/49 ebenso wie Wilhelm Zimmermann Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche war. Dort tagte in diesen beiden Jahren das erste gesamtdeutsche Parlament.
Wilhelm Zimmermann war zuvor im Wahlkreis Schwäbisch Hall/Gaildorf/Crailsheim zum Abgeordneten gewählt worden. Im Parlament schloss sich Zimmermann der äußersten Linken an. 1851 wurde er wegen seiner Aktivitäten während der Revolution 1848 aus dem Staatsdienst entlassen. Später erhielt Zimmermann aber eine Stelle als Pfarrer in Leonbronn. (GEA/eb)