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Aktuell Tradition

Der Hitze getrotzt: Antikmarkt in Bad Urach sehr gut besucht

Sammler fanden in der Bad Uracher Innenstadt viel Trödel und Tand mit Niveau, viele Besucher suchten gezielt nach Sammlerstücken.

Die Emaille-Schilder waren sehr gefragt, aber auch an den anderen Ständen wurde ausgiebig gestöbert.
Die Emaille-Schilder waren sehr gefragt, aber auch an den anderen Ständen wurde ausgiebig gestöbert. Foto: Kirsten Oechsner
Die Emaille-Schilder waren sehr gefragt, aber auch an den anderen Ständen wurde ausgiebig gestöbert.
Foto: Kirsten Oechsner

BAD URACH. Wenn eine »Middle of the road«-LP auf einem knallroten Plattenspieler vor sich her dudelt, Bücher über den Dirigenten Karajan neben Bastelanleitungen liegen und intensiv in alten Postkarten gestöbert wird, dann kann es sich nur um eine Traditionsveranstaltung handeln: Auf dem Bad Uracher Marktplatz und in den anschließenden Gassen fand am Sonntag einmal mehr der Antikmarkt statt. Der ist bei Händlern beliebt, weil die Kunden sehr sachkundig sind und die Fans von Tand mit Niveau wissen auch eines: Die Qualität der alten Dinge, die in Bad Urach verkauft werden, ist groß.

Viele Profis finden Jahr um Jahr den Weg in die Kurstadt, dazwischen platzieren sich aber auch Menschen aus der Stadt und den umliegenden Gemeinden, die ihre Keller und Bühnen geleert haben. Oder deren Kinder nichts mehr von den Playmobilsachen und Steiff-Tieren wissen möchten. Regen hält Händler und Besucher oftmals ab, die Hitze vom Sonntag mit Temperaturen indes wohl nicht: Der Strom an Einfach-so-nach-etwas-Guckern und gezielt Suchenden riss nie ab, auch wenn sich nicht die Massen geballt durch die Innenstadt wälzten.

»Trinken, trinken, trinken«

»Ich bin zufrieden, es läuft«, antwortete ein Händler auf Nachfrage eines Kollegen, der sich über seinen Schattenplatz freute. Doch im Lauf des Tages traf es fast jeden mit der Sonne, jeder machte auf seine Art und Weise das Beste daraus: Zahlreiche Besucher und Verkäufer hatten ihre Regen- zu Sonnenschirmen umfunktioniert, Hüte waren für die meisten Pflicht und mit der Kleidung hielten es die Händler unterschiedlich. Die einen zogen ihre T-Shirts komplett aus, andere wechselten ständig und von allen miteinander war immer ein Patentrezept zu hören: »Trinken, trinken, trinken.«

Spezielles suchen und auch finden, hieß für viele das Motto: Die Bandbreite war groß, gesammelt wird fast alles. Der Stand mit den Emaille-Schildern war stets gut umlagert und die Puppen im alten Stil waren ebenfalls sehr gefragt. Auch Vinyl-Platten gab’s jede Menge, das Interesse daran ist wieder steigend. Ein Händler hatte jede Menge Porzellan-Filter mit dabei, denn es ist gerade in, seinen Kaffee nach guter alter Oma-Art mit der Hand aufzubrühen.

»Mein Rucksack ist schon voll. Ich will die Sammeltassen aber«

Manche Besucher schleppten ihre Errungenschaften geradezu stolz durch die Hitze – ein Nähkästchen gehörte ebenso dazu wie der Setzkasten. Anderen waren ihre Käufe zu schwer, sie mussten sie im Auto deponieren; und den nächsten ging das Geld aus. »Ich muss erst mal zum Bankomaten«, meinte eine Frau, die ihren Blick nicht von Sammeltassen lassen konnte. »Mein Rucksack ist schon voll. Ich will die aber.«

Kurzzeitig war die locker-leichte Stimmung etwas getrübt, als in einer der Gassen Notarzt und Feuerwehr vorfuhren. Ein gesundheitlich angeschlagener Mann konnte nicht über das Treppenhaus abgeholt werden, die Feuerwehr musste ihn aus einem Fenster hieven. Das geschah unspektakulär und in aller Ruhe, die Neugierde der Passanten hielt sich in Grenzen und die Absperrung wurde respektiert – die Helfer konnten in Ruhe ihre Hilfe leisten. (GEA)