DETTINGEN. Gleich nach der Eröffnung der neuen Buchhaltestelle auf dem Dettinger Marktplatz, unter dem Dach der ehemaligen Bushaltestelle vor der Volksbank, probierten die ersten Bürger das erneuerte »Rentnerbänkle« aus. »Eine tolle Idee, dass man hier haltmachen, Bücher aussuchen und Probe lesen kann« und: »Man sitzt viel besser, vor allem jetzt auch windgeschützt und kann sogar etwas lesen«, war beispielsweise von Passanten zu hören, die an der ehemaligen Bushaltestelle neugierig vorbeigingen.
Besonders am Samstag saßen immer wieder unterschiedliche Personen auf dem »Rentnerbänkle« in der Sonne und Warfen einen Blick in die Bücher, die sich auf der Rückseite der beliebten Sitzgelegenheit in zwei verglasten Regalen mit einer Länge von insgesamt sechs Metern befinden. Aber noch ist es nur ein Anfangsbestand, denn jeder kann Bücher, die allerdings nicht älter als maximal zehn Jahre sein sollten, einstellen oder kostenlos mitnehmen. Die Sitzgelegenheit vor dem massiven Metallschränkchen bietet sich an, Probe zu lesen, ob die Literatur gefällt.
»Bitte nur Bücher, keine Hefte, Spiele, DVDs einstellen«, bittet Gemeindebüchereileiterin Sabine Makram, die mit ihrem Team die Buchhaltestelle betreut. Bei vollen Regalen sollten keine weiteren Bücher daneben oder auf dem Regal abgestellt werden, so der weitere Appell. Es versteht sich auch von selbst, dass nur Bücher in gutem Zustand abgegeben werden sollten. Niemand muss sie zurückbringen, kann es aber tun und wieder ein neues aussuchen. Es muss auch niemand ein Buch zum Tauschen mitbringen.
»Eine tolle Idee, dass man hier haltmachen kann, Bücher aussuchen und Probe lesen kann«
Andreas Brändle, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing beim großzügigen Sponsor Elring Klinger, machte bei der offiziellen Eröffnung der Buchhaltestelle den Anfang mit drei Exemplaren des neuen Krimis »Die Wespe« vom Reutlinger Autor Bernd Storz. Die fiktive Geschichte rund um Industriespionage eines weltweit agierenden Systempartners der Automobilindustrie spielt außer in San Francisco auch im Ermstal. Dettinger Bürger haben schon im Vorfeld Bücher gespendet, sodass es vom ersten Tag an eine gute Auswahl gab.
Brändle kam in Vertretung des Vorstandsvorsitzenden vom Automobilzulieferer Elring Klinger, Dr. Stefan Wolf, der die Spende in Höhe von 10 000 Euro wegen einer Geschäftsreise nicht persönlich übergeben konnte. Er betonte, wie wichtig Sprache ist. Das sei außerdem ein »guten Draht zur Gemeinde«, ein weiterer Grund, dieses Projekt durch eine Spende zu ermöglichen. »Sieht super aus«, sagte er zum Ergebnis.
Ohne diese Spende wäre der Wunsch nach einem öffentlichen Bücherregal im Freien zumindest nicht in dieser Form erfüllbar geworden. Als Standort war zunächst ans Freibad gedacht worden, »aber dann kam Corona. Da konnten wir auf dieser Schiene nicht weiter planen«, so Sabine Makram. Auch die Idee, einen Kleiderschrank umzufunktionieren, wurde verworfen, weil der nicht witterungsbeständig wäre.
»Aber dann kam Corona, da konnten wir auf dieser Schiene nicht weiter planen«
Die Standortsuche erschien zunächst nicht einfach, bis in einem Gespräch Architekt Archibald Fritz die Idee hatte, die ausgediente Bushaltestelle zur Buchhaltestelle zu machen. Die örtliche Schlosserei Haas übernahm die Gestaltung für die über den Spendenbetrag hinaus anfallenden Kosten. Die notwendigen Umbauten und Vorbereitungen am Standort führte der Bauhof der Gemeinde aus. Im Namen der Gemeinde bedankte sich der stellvertretende Bürgermeister Dr. Rolf Hägle für die Spende. (GEA)