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Schlagzeug-Weltstar in der Stadthalle

Nachholtermin der Herbstlichen Musiktage: Martin Grubinger kommt mit Ensemble am 8. März nach Reutlingen

Der Österreicher Martin Grubinger gilt als einer der virtuosesten und körperlich exzessivsten Musiker an den Sticks und Schlägel
Der Österreicher Martin Grubinger gilt als einer der virtuosesten und körperlich exzessivsten Musiker an den Sticks und Schlägeln. Privat ist Fußball seine große Leidenschaft. FOTO: PAULY
Der Österreicher Martin Grubinger gilt als einer der virtuosesten und körperlich exzessivsten Musiker an den Sticks und Schlägeln. Privat ist Fußball seine große Leidenschaft. FOTO: PAULY

REUTLINGEN. Der Schock war groß. Der Auftritt von Schlagzeugstar Martin Grubinger hätte im Oktober der große Höhepunkt der Herbstlichen Musiktage werden sollen. Dafür hatten die Veranstalter des Bad Uracher Klassik-Festivals extra die Stadthalle in Reutlingen gebucht. Doch dann erkrankte der österreichische Ausnahmetrommler und musste passen.

Die Musiktage wurden trotzdem noch recht ansehnlich – man erinnere sich etwa an den bahnbrechenden Auftritt des Stegreif-Orchesters. Grubingers Auftritt wurde nicht abgesagt, sondern verschoben. Der Klassemusiker, der bereits 2016 bei den Musiktagen für ein einzigartiges Erlebnis gesorgt hatte, steht zu seinem Festival-Auftritt und holt ihn nun nach. Sodass es am Freitag, 8. März, zu einer Premiere eigener Art kommt: Zum ersten Mal steigt ein Konzert der Herbstlichen Musiktage kurz vor Frühlingsbeginn.

Beim letzten Mal war Grubinger mit dem Klavierduo Önder da; was naheliegt, weil er mit einer der Önder-Schwestern verheiratet ist. Diesmal steht das Schlagwerk noch stärker im Mittelpunkt, selbst wenn mit Per Rundberg auch ein Pianist dabei ist. Am Schlagwerk agieren außer Martin Grubinger selbst Rainer Further, Alexander Georgiev, Leonhard Schmidinger und Slavik Stakhov. Zum Auftakt darf sich der Star des Abends erst mal solo austoben in Maki Ishiis Stück »Thirteen Drums« für Percussion solo. Der Japaner, 1936 geboren, 2003 gestorben, war als Komponist und Dirigent in Tokio und Berlin aktiv und verband in seinen Kompositionen Elemente der traditionellen japanischen Musik mit solchen der europäischen Avantgarde.

Parforceritt durch die Rhythmen

Hauptwerk im ersten Teil ist das Schlagwerkkonzert »Sieidi« des Finnen Kalevi Aho, das Pianist Rundberg für Klavier und Schlagwerk bearbeitet hat. Aho, geboren 1949, der als freischaffender Komponist in Helsinki lebt, ist außerordentlich produktiv. Zu seinem Werk gehören 17 (!) Sinfonien, fünf Opern und 31 (!) Instrumentalkonzerte – darunter das hier aufgeführte Schlagwerkkonzert. Stilistisch gilt Aho als postmoderner Komponist, der wie Alfred Schnittke Einflüsse ganz gegensätzlicher Stile verbindet.

Nach einer kurzen Studie von John Psathas gehört der zweite Teil erst einmal einem Stück von Martin Grubinger selbst: In seiner »Prismatic Final Suite« darf man einen 45-minütigen Parforceritt durch die vielgestaltige Welt perkussiver Klangerzeuger erwarten. Viel ist über Grubingers körperlich exzessive Auftritte geschwärmt worden. Der Fußballnarr und FC-Bayern-Fan trainiert selbst, so oft er kann, und hat eigene Fitnessberater. Er betont jedoch, dass die magischsten Momente manchmal gerade die ganz leisen sind, die man vom Schlagwerk gar nicht erwartet: »Dass wir einen Klanghauch in den Saal zaubern und man gar nicht mehr den Anschlag hört, sondern der Marimbaklang sich in einen Orgelakkord verwandelt.«

Wobei für Grubinger Musik auch eine soziale Mission ist. Der Musiker, der sich vehement gegen Fremdenhass und für die Demokratie einsetzt, geht mit seiner Musik in Gefängnisse, arbeitet mit Kindern wie mit Senioren. Vorurteilen tritt er entgegen durch das gelebte multikulturelle Beispiel seiner Ensembles.

So auch in der Stadthalle, wo ebenfalls ein internationales Häuflein an den Sticks und Schlägeln agiert. Zum Ausklang geht’s dann noch mal zurück nach Japan mit dem Concertino »The Wave« des Komponisten und Marimbafonisten Keiko Abe. Die Marimba im wogenden Groove mit vier Schlagzeugern: Auch das verspricht, ein Erlebnis zu werden. (GEA)

KONZERTINFO

Martin Grubinger tritt mit seinem Ensemble am 8. März um 19.30 Uhr in der Reutlinger Stadthalle auf. Mit dabei bei dem Nachholkonzert der Herbstlichen Musiktage Bad Urach sind außer Grubinger die Perkussionisten Rainer Further, Alexander Georgiev, Leonhard Schmidinger und Slavik Stakhov sowie Pianist Per Rundberg. (GEA)

info@herbstliche-musiktage.de