KUSTERDINGEN/HECHINGEN. Auch in Hechingen und Kusterdingen nimmt man den europäischen Tag der jüdischen Kultur zum Anlass für Führungen. Am Sonntag, 6. September, um 15 Uhr kann der jüdische Friedhof in Wankheim besichtigt werden. Um 14 Uhr startet eine Führung auf dem jüdischen Friedhof von Hechingen.
Mitglieder der Geschichtswerkstatt Tübingen und des Fördervereins für jüdische Kultur Tübingen übernehmen die Aufgabe in Wankheim. Der Friedhof war seit 1774 der Begräbnisort der jüdischen Landgemeinde Wankheim und nach dessen Auflösung 1882 der Platz für die jüdischen Gemeinde Tübingen.
Der Kulturwissenschaftler und Historiker Martin Ulmer von der Geschichtswerkstatt Tübingen wird anhand von Grabsteinen und einzelnen Biografien an diese Geschichte der Juden in Wankheim und Tübingen erinnern. Männer sollten bei der Führung auf dem Friedhof Kopfbedeckung tragen. Wegen der Coronakrise ist eine Anmeldung bei der Geschichtswerkstatt erforderlich: info@geschichtswerkstatt-tuebingen.de
Ein »Archiv aus Stein« wird auch auf dem Friedhof an der Straße »Am Fichtenwald« in Hechingen besichtigt. Stadtführer Jörg Küster wird über die Geschichte des Friedhofs berichten, der im Jüdischen auch »Haus des Lebens« genannt wurde. Küster erzählt die Sage über die Entstehung des Friedhofs am Galgenrain und auch die wechselvolle Geschichte von der Umzäunung des inmitten der Feldflur gelegenen Platzes.
Besucht werden anschließend die Grabstätten bekannter Hechinger jüdischer Persönlichkeiten wie die der Industriepioniere Jakob Levi, Carl Loewengard und Hermann Levy. Der Rundgang führt weiter zum Grab des letzten Hechinger Rabbiners Dr. Samuel Mayer und zu den monumentalen Grabmälern der berühmten Hof-Faktorin Madame Kaulla und ihres Bruders Jakob Kaulla. An den aufgesuchten Ruhestätten wird jeweils ein kurzer Lebensabriss der Persönlichkeiten gegeben.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg belegte Gräber werden aufgesucht, so die von Dr. Ernst Rosenfeld, der eineinhalb Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in einem Versteck in Hechingen überlebte, und von Glasermeister Arthur Fauser, der in die Schweiz geflohen war.
Die Teilnahme ist nur mit vorheriger telefonischer Anmeldung beim Sachgebiet Tourismus und Kultur der Stadt Hechingen unter 07471 940119 möglich. Diese muss bis Freitag, 4. September, 11.30 Uhr, mit Angabe von Name, Adresse und Telefonnummer erfolgen.
In der Alten Synagoge in Hechingen, Goldschmiedstraße 20, gibt es ein Konzert. Jochen Brusch (Violine und Moderation), Paola Kling (Sopran) und Clemens Müller (Klavier) spielen Werke des großen jüdischen Komponisten Carl Goldmark. Beginn ist um 11 Uhr. Zwischen den Werken werden einzelne Abschnitte aus Goldmarks Autobiografie gelesen. Interessierte müssen sich bis spätestens Freitag, 4. September, per E-Mail an info@alte-synagoge-hechingen.de mit Vor- und Nachname, Anschrift und Telefonnummer anmelden. (a)