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Was der wünderschöne Alpenbock am Mössinger Albtrauf liebt

Alpenbock legt seine Eier auf abgestorbenem Holz von Laubbäumen, nutzt aber auch anderes Holz für die Ablage

Eine seltene Schönheit, die auch am Albtrauf bei Mössingen heimisch ist: der Alpenbock. Da er seine Eier auch auf Brennholz able
Eine seltene Schönheit, die auch am Albtrauf bei Mössingen heimisch ist: der Alpenbock. Da er seine Eier auch auf Brennholz ablegt, haben nicht alle Larven eine Lebenschance, wenn dieses zur falschen Zeit abgeholt und energetisch genutzt wird. FOTO: EVA-MARIA PULVERMÜLLER
Eine seltene Schönheit, die auch am Albtrauf bei Mössingen heimisch ist: der Alpenbock. Da er seine Eier auch auf Brennholz ablegt, haben nicht alle Larven eine Lebenschance, wenn dieses zur falschen Zeit abgeholt und energetisch genutzt wird. FOTO: EVA-MARIA PULVERMÜLLER

MÖSSINGEN. Der Alpenbock (Rosalia alpina) hat mit seiner Größe von fast vier Zentimetern, der blauen Färbung und den langen Fühlern eine sehr auffällige und schöne Gestalt. Aufgrund seiner Seltenheit innerhalb Europas ist er durch die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie streng geschützt. Baden-Württemberg trägt eine besondere Verantwortung für diese Art. Sein Vorkommen hier im Land beschränkt sich auf den Albtrauf der Mittleren Schwäbischen Alb sowie das Obere Donautal. So ist etwa auch am Albtrauf in Mössingen das seltene und geschützte Tier heimisch, wurde auch in Zusammenhang von Führungen durch den Naturraum allen Interessierten präsentiert.

Der Alpenbock ist eng an seinen natürlichen Lebensraum, lichte, wärmebegünstigte Buchenwälder im Bergland, gebunden. Vor allem braucht er besonntes Totholz zur Fortpflanzung. Dieses Totholz kann nur entstehen, wenn Bäume altern und sterben dürfen und nicht vorher geerntet werden, also der Wald extensiv bewirtschaftet wird.

Käfer schwärmen im Juni aus

Dies findet im Mössinger Stadtwald bereits seit Jahrzehnten statt (wir berichteten mit forstwirtschaftlichem Bezug mehrfach). Teilweise werden die obersten Steillagen entlang des Albtraufs gar nicht mehr genutzt. Insgesamt werden rund 230 Hektar (rund 13 Prozent des gesamten Mössinger Stadtwalds) forstlich nicht oder nur äußerst extensiv bewirtschaftet. Zusätzlich werden laufend Habitatbaumgruppen auf der gesamten Waldfläche ausgewiesen, die bis zum natürlichen Zerfall sich selbst überlassen bleiben.

Durch diese Maßnahmen hat sich der Alpenbock in diesem Gebiet erfolgreich ausgebreitet. Ab Anfang Juni schwärmen die Käfer aus und legen ihre Eier auf abgestorbenes Holz ab, welches sich im Stamm- und Kronenbereich oder auch am Boden liegend befindet.

Hierbei wird die Rot-Buche bevorzugt, aber auch das Totholz anderer Laubbäume (wie zum Beispiel Bergahorn) wird als sogenanntes Brutholz genutzt. Die Larven fressen sich dann mehrere Jahre durch das Holz, bevor sie sich zu Käfern entwickeln.

Auch von Brennholzlagerplätzen fühlen sich die Alpenbockkäfer stark angezogen und legen darauf gerne ihre Eier ab. Die Larven können sich dann nicht fertig entwickeln, da das Holz meist zwischenzeitlich verbrannt wird.

Die Untere Naturschutzbehörde sowie die Forstbehörde des Kreises Tübingen bitten deshalb die Brennholznutzer am Albtrauf rund um Mössingen um deren Mithilfe. Im Wald oder am Waldrand gelagertes Brennholz sollte bis spätestens Mitte Juni abgefahren werden. Auch sollten dort keine dauerhaften Brennholzlagerplätze eingerichtet werden.

Infos für Brennholzkunden

Brennholzkunden im Verbreitungsgebiet werden von den genannten Behörden und den vor Ort zuständigen Revierleitern zum Thema Alpenbock und seinem Hauptverbreitungsgebiet informiert.

Zu diesem Zweck hat der Kreis ein Merkblatt veröffentlicht, welches unter www.kreis-tuebingen.de abrufbar ist. Dazu kann einfach »Alpenbock« in die Suchmaske eingegeben werden. Auf dem dort eingestellten Merkblatt befinden sich weitere Informationen sowie eine Übersichtskarte zum Vorkommen des Käfers rund um Mössingen. (em)