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Aktuell Schwanenbühne

Versteckter Humor und offenkundiger Ernst

Atelier 5: Künstler der sozialen Einrichtung Mariaberg stellen in Nehren aus

Kräftige Farben  und Comic-Motive: Betrachter bei der Eröffnung in Nehren.  FOTO: JAENSCH
Kräftige Farben und Comic-Motive: Betrachter bei der Eröffnung in Nehren. FOTO: JAENSCH
Kräftige Farben und Comic-Motive: Betrachter bei der Eröffnung in Nehren. FOTO: JAENSCH

NEHREN. Campari, Eierlikör, Wodka. Rot, gelb und blau ist die Zeichnung von Marco Schmitt, sie hängt im Nehrener Schwanen, wo an alkoholischen Getränken normalerweise eher Wulle-Bier und Kirschwasser ausgeschenkt werden. Marco Schmitt gibt den Dingen eine Struktur, ordnet sie nach Zahlen oder Farben, wie auch in seinen Bildern »Honig, Nutella, Erdbeermarmelade« oder »28 Häuser« zu erkennen ist. Gezeichnet sind seine Werke mit Farbstiften und Edding, wie alle anderen Künstler der Zeichengruppe Atelier 5 hat er wochenlang an ihnen getüftelt.

»Kunst ist eine Form des Zurechtkommens in dieser Welt und mit dieser Welt«, erklärt Jürgen Jonas im Gasthaus Schwanen, während er die Werke der Künstler betrachtet. Der Nehrener zeigt sich in seinen einführenden Worten begeistert von dieser Art und Weise, Ordnung in die Dinge zu bringen. Auch in anderen Werken spiegelt sich ein ähnlicher Ansatz wieder: Der Comic »Von dem Fischer un syner Fru« gibt in erfrischend kurz gehaltener Fassung das Märchen der Brüder Grimm wieder, alles Unnötige wurde weggelassen, sodass am Ende dasselbe Bild in verschiedenen Versionen ausreicht, um die Geschichte so zu erzählen, wie sie der Künstler Georg Zimmermann verstanden hat.

Therapeutisches Angebot

Das Atelier 5 ist Teil der Gammertinger Einrichtung Mariaberg, wo Menschen mit geistiger Behinderung professionell betreut werden. Gemeinsam mit dem »Kunstkeller«, ebenfalls ein therapeutisch-pädagogisches Angebot von Mariaberg, wurde in den vergangenen Monaten auf die Ausstellung im Nehrener Schwanen hingearbeitet. Die 28 Werke der 16 Künstler sind unter dem Titel »Natürlich besonders« als Teil der Eventreihe »Auf der Schwanenbühne« zu sehen. »Kunst – was auch immer darunter zu verstehen ist – ist in diesen neu gestalteten Räumen immer ein Thema«, betont Jonas. Nun sind die hellen Wände wieder bestückt mit einzigartigen, vor Farbkraft nur so strotzenden Werken, die sowohl mit verstecktem Humor als auch mit offenkundiger Ernsthaftigkeit zum Innehalten bewegen.

Begleitet von einer leichten, frühlingshaft dahinplätschernden Melodie des Querflöten-Trios der Jugendmusikschule, bestehend aus den Musikerinnen Sarah Kugele, Dorothee Schwarz und Pia Läpple, wird die Ausstellung im Beisein der Kunstschaffenden eröffnet. Und bei einer solch mitreißenden Melodie fällt es so manchem schwer, ruhig sitzen zu bleiben. Also dirigiert eine der Künstlerinnen mit ausgebreiteten Armen zum Takt der Musik, andere wiegen sich auf ihren Stühlen hin und her. Die Kunst, egal ob in Form von Musik oder Malerei, ist nun mal ihre große Leidenschaft – und letztlich ein Mittel, die eigenen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. (alj)