TÜBINGEN. Am Dienstag, dem diesjährigen Weltfrauentag, hatten Schüler und Schülerinnen im Wildermuth-Gymnasium die Möglichkeit, zwei Frauen auszufragen, die es in der Politik weit gebracht haben. Die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Tübingen-Hechingen Annette Widmann-Mauz (CDU) und die Bundestagsvizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU) standen den Leistungskursen Gemeinschaftskunde und Politik der Jahrgangsstufe eins und zwei Rede und Antwort.
Magwas begrüßte am Anfang auch insbesondere die männlichen Anwesenden. Gleichstellung sei eine Sache von uns allen, sagte sie. Einer dieser Anwesenden warf die Frage auf, was sie tun würden, damit der Equal Pay Day am 1. Januar und nicht erst im März ist – also, dass zum jeweils 1. Januar keine Differenz zwischen dem durchschnittlichen Einkommen von Männern und Frauen mehr besteht. Erst mal sei es eine »Haltungsfrage«, so Magwas. »Es gibt immer noch Lohnlücken im Kopf.« Widmann-Mauz meinte, es sei spannend zu fragen, woher die Unterschiede kämen. Sie sprach hier zum Beispiel das sogenannte Thomas-Prinzip an.
Das bedeutet, dass man für einen passenden Nachfolger nach jemandem sucht, der einem selbst ähnlich ist. Außerdem verwies Widmann-Mauz noch darauf, dass auch Erfahrung vergütet wird. Wenn Frauen länger ihre Karriere unterbrechen als Männer, hat das entsprechende Auswirkungen. Sie meint, dass die Politik nicht alles ausgleichen kann, was auf der partnerschaftlichen Ebene ungleich verteilt wird. Beide Politikerinnen befürworten außerdem Frauenquoten als Instrument, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen.
»Es gibt immer noch Lohnlücken im Kopf«
Ein weiteres Thema, zu dem mehrere Fragen aufkamen, war der Umgang mit transsexuellen Menschen. Die Politikerinnen wurden gefragt, warum sie gegen die Abschaffung des Transsexuellengesetzes gestimmt hätten. Widmann-Mauz sprach sich dafür aus, die weitreichende Entscheidung über die Änderung des Geschlechts nicht unreflektiert zu machen. Darum ist sie für ein Gutachten, das prüft, ob ein fest gebildeter Wille besteht oder eine momentane Stimmung.
Warum sie in die CDU gegangen sind und sie frauenfreundlicher machen möchten, wollte eine Schülerin wissen. Beide Politikerinnen gaben an, dass das Thema Gleichberechtigung in ihrem politischen Engagement zunächst keine zentrale Rolle spielte. Magwas lagen vor allem die Themen der Jugend am Herzen. Für sie als Ostdeutsche sprach unter anderem für die CDU, dass sie die Partei war, »die für die deutsche Einheit stand«.
Widmann-Mauz trat zur Zeit des Kalten Krieges in die CDU ein. Für sie war daher eine wichtige Frage: »Wie verteidigt man die eigene Freiheit?« Außerdem bringe die CDU ihre Vorstellungen über das Verhältnis von Staat und Einzelnem am besten in Einklang.
Irgendwann in ihrer Karriere sind beide Frauen auf Unterschiede zu den Männern in ihrer Partei gestoßen: Sei es, dass sie andere Themen interessierten oder, dass ihre Kompetenz infrage gestellt wurde, weil sie Frauen sind. Nun setzen sie sich für die Anliegen von Frauen in ihrer Partei ein.
Doch Widmann-Mauz möchte es auch nicht gelten lassen, dass die CDU wenig für Frauen tut. Sie verwies zum Beispiel auf die Mütterrente. Die gebürtige Tübingerin meinte außerdem, bei den anderen Parteien sei der Feminismus auch nicht »ausgebrochen«. In der Opposition könne man alles fordern. Sie verwies darauf, dass das Paritätengesetz nicht im Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition steht.
Yvonne Magwas und Annette Widmann Mauz sind Teil der Frauenunion innerhalb der CDU und auf die Frage, wie groß deren Einfluss sei, meinte Magwas lachend: »Wir sagen selbstbewusst: Groß.« Es gebe mal bessere Zeiten und mal schlechtere, so Widmann-Mauz. »Aber es ist kein Selbstläufer«, so die Abgeordnete. (GEA)