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Aktuell Medizin

Uni Tübingen: Krebstherapie personalisiert

Jeder Tumor ist einzigartig. Die Tübinger Uniklinik sucht deshalb nach individuellen Behandlungen

Erforscht molekulare Veränderungen in Krebszellen: Professorin Ghazaleh Tabatabai. FOTO: HALLER
Erforscht molekulare Veränderungen in Krebszellen: Professorin Ghazaleh Tabatabai. FOTO: HALLER
Erforscht molekulare Veränderungen in Krebszellen: Professorin Ghazaleh Tabatabai. FOTO: HALLER

TÜBINGEN. Das Molekulare Tumor Board (MTB) an der Tübinger Uniklinik verzeichnet zwei Jahre nach seiner Einführung eine starke Nachfrage von Patienten mit Hirntumoren. »Durch die interdisziplinäre Arbeit im MTB haben wir die Möglichkeit, für unsere Patienten zielgerichtete individualisierte Therapieformen zu entwickeln«, sagt Professorin Ghazaleh Tabatabai, Leiterin der Sektion Neuroonkologie an der Uniklinik und am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung.

Die Neuroonkologin hat das Molekulare Tumor Board 2016 mitbegründet. Es ist ein Zusammenschluss zwischen dem Comprehensive Cancer Center Tübingen-Stuttgart und dem Zentrum für Personalisierte Medizin der Uni Tübingen. Ihre ärztlichen und nicht-ärztlichen Spezialisten verschiedener Disziplinen, darunter auch Bioinformatiker, Genetiker und Naturwissenschaftler, treffen sich wöchentlich, um gemeinsam nach einer individuell auf den Patienten zugeschnittenen Therapie zu fahnden.

Dabei liegt der Schwerpunkt auf den molekularen Charakteristika der Tumoren. Das MTB ist deutschlandweit eine noch junge spezialisierte Form der Tumor Boards, die in den großen spezialisierten Zentren abgehalten werden.

Erste Erfolge

»Jeder Tumor ist einzigartig wie der Mensch, aber die molekular-genetischen Veränderungen in den Krebszellen können wir mithilfe von hoch technisierten Verfahren heutzutage noch detaillierter aufschlüsseln und verstehen«, sagt die Leiterin der Sektion Neuroonkologie. »Mit diesem Wissen eröffnen sich neue Behandlungskonzepte.« Pro Woche werden im MTB bis zu 20 neue Patientengeschichten besprochen, etwa 75 Prozent der Betroffenen bekommen eine Therapieempfehlung. Viele Hirntumor-Patienten, denen eine Standardtherapie nicht mehr hilft, oder für die keine klinische Studie verfügbar ist, kommen für die Vorstellung im MTB infrage.

Welche Erfolge durch den Einsatz des MTB zu verzeichnen sind, wird in weiteren Forschungsprojekten untersucht. »Ich kann bereits sagen, dass wir auch einzelne Hirntumorpatienten haben, bei denen die Therapieempfehlung des MTB zu einer überraschenden Stabilisierung geführt hat, wenn man deren Ausgangssituation annimmt«, erklärt Ghazaleh Tabatabai. »Ehrlichweise muss ich aber auch sagen, dass wir niemanden geheilt haben. Wir begreifen das MTB daher als ständig lernendes System.«

Die gemeinnützige Hertie-Stiftung hat das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen, eines der bundesweit größten und modernsten Zentren zur Erforschung neurologischer Erkrankungen, mit bislang rund 50 Millionen Euro unterstützt. Die Stiftung engagiert sich darüber hinaus in der Wissensvermittlung und informiert die Öffentlichkeit über die aktuelle neurowissenschaftliche Forschung. (uk)

 

www.dasGehirn.info