KIRCHENTELLINSFURT. Vorne im ganz flachen Abschnitt ist das Wasser in heftiger Bewegung. Ausgelöst durch einen Schwarm kleiner Fische, die hier ihre Kinderstube haben. Weiter drin im Fluss macht ein Schwanenpaar mit seinen beiden Sprösslingen, die auf der Insel ihr Nest haben, einen Ausflug: Familien-Idylle am künstlich angelegten Neckar-Seitenarm in Kirchentellinsfurt.
2018 rückten zwischen der Echaz-Mündung und der Triebstraßenbrücke die Bagger an, um den Lauf des Flusses zu verändern. Neben dem bisherigen Bett wurde ein Rückzugsraum für Lebewesen geschaffen, ein Unterschlupf für diverse Arten. Inzwischen hat die Natur von diesem Refugium Besitz ergriffen.
Für die Gemeinde sind die Arbeiten nun abgeschlossen. Direkt neben dem Neckartal-Radweg wurde eine Aussichtsplattform installiert. Mit barrierefreiem Zugang. Und seit einigen Tagen erklären Schautafeln, was sich hier verändert hat.
In den Amtsstuben war von vornherein klar: Radler und Spaziergänger werden anhalten und sich das Ganze anschauen – möglichst ohne es zu stören. Ihnen will man deutlich machen, dass das Ergebnis der Renaturierung nicht nur schön anzuschauen ist, sondern Tieren und Pflanzen viele Vorteile bringt.
Seltene Neckar-Schwarzpappeln
Ortsbaumeister Martin Lack findet die Anlage sehr gelungen. »Das ist was Besonderes.« Das Regierungspräsidium hat die Planung und den Bau übernommen. Die Gemeinde kümmerte sich um die Plattform und gab dafür rund 35 000 Euro aus.
Nicht nur Fische, Vögel und Kleinlebewesen im Fluss profitieren. Am Ufer wurden sieben Neckar-Schwarzpappeln gepflanzt: Die seltene Art galt eine Zeit lang als ausgestorben. In Kirchentellinsfurt hat man eine Rettungsaktion gestartet.
Daneben fließt der Neckar, wie man ihn viele Jahre haben wollte. Fest eingezwängt in sein Bett. Ohne Schleifen, Flachwasserzonen und vielfältige Ufer-Strukturen. An einigen Stellen wie in Tübingen beim Freibad und in Starzach-Börstingen hat man das korrigiert. In Kirchentellinsfurt sind Überlegungen im Gange, auch eine weitere Stelle weiter neckaraufwärts in ähnlicher Weise umzugestalten. Die Gemeinderäte haben früh erklärt, dass sie die Verschönerung und Verbesserung für die Natur befürworten und nichts dagegen hätten, wenn es noch weiterginge. (GEA)