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Tübinger Verpackungssteuer jetzt Vorbild für mehrere Städte in Bayern

Mit einer Steuer auf Einwegverpackungen preschte Tübingen vor - und bekam vor Gericht recht. Nun erwägen auch mehrere bayerische Städte, auf eine solche Lösung zur Müllvermeidung zu setzen.

Einführung einer Verpackungssteuer
Eine Hand hält einen Einweg-Kaffeebecher vor dem Hintergrund der Tübinger Altstadt. Foto: Weißbrod/dpa
Eine Hand hält einen Einweg-Kaffeebecher vor dem Hintergrund der Tübinger Altstadt.
Foto: Weißbrod/dpa

TÜBINGEN. Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts zur Verpackungssteuer in Tübingen erwägen auch mehrere bayerische Städte eine solche Lösung. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Seit Anfang 2022 hat Tübingen eine Verpackungssteuer - für Einweggeschirr und Einwegverpackungen wird eine Gebühr fällig und soll so Müllberge in der Stadt vermeiden. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat das in einem Grundsatzurteil Ende Mai für rechtmäßig erklärt.

Millionenstadt München kann sich Verpackungssteuer vorstellen

Die Stadt München zeigt sich für eine ähnliche Lösung grundsätzlich offen. Nach Einschätzung der Stadtkämmerei sei eine Einführung rechtlich möglich, teilte eine Sprecherin mit. Für alles Weitere möchte die Stadt zunächst die schriftliche Begründung des Urteils aus Leipzig abwarten. Zugleich liegen Anträge von zwei Stadtratsfraktionen vor, es der Stadt Tübingen gleichzutun.

Im Bamberg soll bis Ende des Jahres Klarheit herrschen, wie die Verpackungssteuer umgesetzt werden kann, wie der zweite Bürgermeister Jonas Glüsenkamp sagte. In Bamberg gebe es viele Touristen, aber auch sehr viel Müll. Nach dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts habe er sich deshalb mit Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer getroffen, um über die dortige Umsetzung zu sprechen. Dabei sei klar geworden, dass für den Verwaltungsaufwand weiteres Personal notwendig sei.

Tübinger Verpackungssteuer
Eine Auswahl an Verpackungsmaterial liegt auf einem Tisch. Foto: Uwe Anspach
Eine Auswahl an Verpackungsmaterial liegt auf einem Tisch.
Foto: Uwe Anspach

Glüsenkamp ist dennoch überzeugt, dass nun viele Städte nachziehen werden und verweist auf die Rechtslage der Kommunen. Diese müssten grundsätzlich alle Einnahmemöglichkeiten ausschöpfen. Und damit nun auch die Verpackungssteuer einführen, ist er überzeugt. Um einen möglichen Flickenteppich lokal unterschiedlicher Vorgaben zu vermeiden, wünscht sich Glüsenkamp städteübergreifende Vorgaben. »Solange es diese nicht gibt, werden sich viele Kommunen wohl an der Tübinger Satzung orientieren, die vor Gericht Bestand hatte.«

Nürnberg prüft Verpackungssteuer

Auch in Nürnberg soll die Einführung der Verpackungssteuer geprüft werden. Sie halte die Lenkungs- und Anreizfunktion, die mit der Verpackungssteuer verbunden werde, für sehr sinnvoll, teilte Umweltreferentin Britta Walthelm mit. Doch auch hier möchte die Verwaltung zunächst auf die schriftliche Begründung des Urteils warten. Eine »Insel-Lösung« nur für Nürnberg mache zudem keinen Sinn. Referentin Walthelm sieht den Bund am Zug, die Gesetzgebung zu erweitern und die Sonderabgabe für Produkte aus Einwegplastik auch auf Pizzakartons, Aluminiumschalen und Kaugummis auszudehnen.

Die Stadt Passau sieht sich mit einem im Sommer 2021 eingeführten Mehrwegbecher-System in der Gastronomie bereits auf einem guten Weg. Zudem würden derzeit mehrere weitere Maßnahmen zur Abfallvermeidung geprüft, teilte ein Sprecher mit. Dazu zählt demnach auch die Verpackungssteuer.

Keine Überlegungen dazu gibt es bislang in Augsburg und Rosenheim. Als Grund wird unter anderem die noch ausstehende schriftliche Urteilsbegründung genannt. (dpa/GEA)