TÜBINGEN. Die erste Reaktion war Unverständnis. Groß angekündigt war die Förderung, die Museen und anderen Kultureinrichtungen nach dem Corona-Lockdown bei einem Neustart helfen sollte. Doch ausgerechnet das Museum der Universität Tübingen (MUT) erhielt einen ablehnenden Bescheid, obwohl die Abteilung »Alte Kulturen« auf Schloss Hohentübingen mit 60 000 Besuchern im Jahr – Stand 2019 – zu den stark frequentierten Einrichtungen im Land gehört.
Doch jetzt die Wende. Nach dem Einspruch in Berlin und mit der Unterstützung der CDU-Staatsministerin Annette Widmann-Mauz soll das Unimuseum nun doch in den Genuss staatlicher Förderung kommen. Das gab Museumsleiter Professor Ernst Seidl bekannt.
Mit Kino und Kirche
Seidl war von der Ablehnung deshalb irritiert, weil das Museum kurz zuvor vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg die Bestätigung erhalten hatte, wonach es als staatliches Museum gilt und dem Geschäftsbereich des Ministeriums zugeordnet wird. »Diese Bestätigung war nicht nur entscheidend, um am MUT weiterhin wissenschaftliche Volontariatsstellen besetzen zu können, was die Personalabteilung der Universität zunächst verhindern wollte, sondern unerwartet auch dafür, überhaupt als Museum zu gelten«, heißt es in der Mitteilung. Die Absage, so Seidl, »widersprach offenkundig dem öffentlich angekündigten, medienwirksam kommunizierten und als unbürokratische Maßnahme kolportierten Neustart-Programm«. Das sollte mit einer Fördersumme von einer Milliarde Euro Museen und anderen Kultureinrichtungen zugutekommen, worunter man offensichtlich das MUT nicht zählte. Vielmehr sollte sich das Museum »Alte Kulturen« laut Seidl in einem Format für »sonstige Bildungseinrichtungen« bewerben, wie Kirchen, Kinos und Musikclubs.
Endlich anerkannt
Doch nun hat sich der Widerspruch gelohnt. Annette Widmann-Mauz trat laut Seidl als Fürsprecherin auf und sprach mit ihrer Kollegin Monika Grütters über »den Fall« MUT, woraufhin die Antragsberechtigung nochmals geprüft und jetzt positiv entschieden wurde.
»Ich freue mich wirklich sehr über diese Korrektur der Entscheidung; dabei geht es uns vielleicht weniger um die nicht allzu hohe Fördersumme für die Corona-Sondermaßnahmen, als vielmehr auch als Museum anerkannt zu werden«, erklärt Ernst Seidl. »Schön wäre es nun, dass die institutionalisierte und politische Benachteiligung der universitären Sammlungen aufgehoben werden würde – im Interesse der Öffentlichkeit und zur besseren Nutzung der Potenziale für Forschung, Lehre, Wissenschaftskommunikation und öffentliche Bildung.« (GEA)