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Tübinger Studie bringt Hoffnung bei der Behandlung von Lebertumoren

Meilenstein in der Behandlung von Lebertumoren sowie akuten und chronischen Lebererkrankungen

Forschung
Kittel hängen an Kleiderhaken in einem Labor. Foto: Frank Molter/DPA
Kittel hängen an Kleiderhaken in einem Labor.
Foto: Frank Molter/DPA

TÜBNGEN. Die Ergebnisse einer unter Tübinger Leitung durchgeführten Studie geben Anlass zur Hoffnung, dass ein neu entwickeltes Medikament eine neue Ära in der onkologischen Leberchirurgie und in der Lebertransplantation einläuten könnte, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Wirkstoff könnte auch das Potenzial haben, die Behandlung akuter und chronischer Lebererkrankungen deutlich zu verbessern.

Der Wirkstoffkandidat »HRX-215« ist ein sogenannter MKK4-Inhibitor, der das in Leberzellen vorkommende Protein MKK4 hemmt und die Regeneration von Leberzellen steigert. Die präklinische sowie die Phase I-Studie wurden ermöglicht durch eine von Professor Dr. Lars Zender, Ärztlicher Direktor der Klinik für Medizinische Onkologie und Pneumologie am Universitätsklinikum Tübingen, geleiteten Kooperation zwischen Tübinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie dem Tübinger Start-Up-Unternehmen »HepaRegeniX« und den Forschenden der Mayo Klinik (USA). Die Studienergebnisse wurden jetzt im renommierten Wissenschaftsjournal CELL publiziert.

Lebererkrankungen stellen ein weltweites Gesundheitsproblem dar und sind für mehr als zwei Millionen Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Die Zahl der Todesfälle ist in den letzten Jahrzehnten um 50 Prozent gestiegen und wird sich in den kommenden 20 Jahren voraussichtlich verdoppeln. Obwohl die Leber eines der wenigen Organe ist, das sich selbst regenerieren kann, hat diese Eigenschaft Grenzen.

Letzter Ausweg Transplantation

Besonders bei chronischen und akuten Lebererkrankungen oder nach der operativen Entfernung eines Großteiles des Organs, können sich die Leberzellen nicht mehr ausreichend regenerieren. Die Konsequenz ist oftmals ein tödliches Leberversagen. Letzter Ausweg bei Lebererkrankungen im Endstadium ist auch heutzutage noch die Lebertransplantation. Aufgrund des Mangels an Spenderorganen können allerdings gerade einmal zehn Prozent aller betroffenen Patientinnen und Patienten eine lebensrettende Lebertransplantation erhalten.

Da es bislang keine Medikamente gab, welche die Regeneration einer geschädigten Leber steigern konnten, sind die publizierten Ergebnisse mit dem neuen Wirkstoff HRX-215 ein Meilenstein:

»Die positiven Ergebnisse in Sachen Verträglichkeit bestätigen uns in unserem Vorhaben, in Zukunft ein Medikament anbieten zu können, welches das Potenzial hat, die Behandlung von akuten Lebererkrankungen zu revolutionieren«, betont Dr. Wolfgang Albrecht, Geschäftsführer des Tübinger Start-Up Unternehmens HepaRegeniX.

Wegweisende Entdeckung

Die aktuellen Ergebnisse und die Ausgründung von HepaRegeniX wurden maßgeblich durch Zenders wegweisende Entdeckung im Jahr 2013 ermöglicht. »Durch die Hemmung der Kinase MKK4 kann die Selbstheilungsfunktion einer geschädigten Leber angestoßen werden«, bringt Erstautor Stefan Zwirner die Erkenntnis auf den Punkt.

»HRX-215 wäre nicht nur im Einsatz bei der chirurgischen Entfernung von Lebertumoren eine dringend benötigte Behandlungsoption, sondern würde auch dazu beitragen können, das große Problem des Organmangels im Bereich der Lebertransplantation zu überwinden«, zeigt Professor Zender die Anwendungsmöglichkeiten auf.

Bevor der Wirkstoff innerhalb der Phase-I Studie an gesunden Probanden getestet wurde, kam dieser in Tiermodellen (Mäusen und Schweinen) zum Einsatz. Für die Studien an Schweinen wurde mit der Mayo Clinic (USA) mit Professor Scott L. Nyberg zusammengearbeitet, einem international renommierten Experten im Bereich der Transplantations- und Regenerativen Medizin.

Sein Team konnte zeigen, dass durch den Einsatz von HRX-215 die Leberregeneration in den Tieren gesteigert und ein Leberversagen verhindert wurde, selbst nach Entnahme von 85 Prozent des Organs. (eg)