TÜBINGEN/KIRCHENTELLINSFURT. Viele Monate lang, eigentlich fast schon Jahre, tobte der Streit, wie an zentraler Stelle in Tübingen das Stadtarchiv untergebracht werden kann. Sieben oder acht Varianten wurden diskutiert, erinnerte sich Baubürgermeister Cord Soehlke in der Sitzung des Gemeinderats am Donnerstagabend. Lange im Rennen war der Güterbahnhof mit der Alternative, ihn abzubrechen oder zehn Millionen Euro in seine Sanierung zu stecken. Schließlich ging Wirtschaftsförderer Thorsten Flink auf die Suche nach einem möglichen Gebäude oder einem Platz, auf dem ein solches errichtet werden könnte – und wurde nicht fündig in Tübingen.
Nun wurde der Tübinger Stadtverwaltung ein Angebot gemacht, wo sie nicht gesucht hatte. Einen Mietvertrag für fünf Jahre wurde der Stadt von der Kirchentellinsfurter Firma KRWT angeboten, für ein Gebäude am Ortseingang von Kirchentellinsfurt in der Nähe der Shell-Tankstelle. Stadtarchivar Udo Rauch und Andreas Haas waren ebenso wie Oberbürgermeister Boris Palmer davon angetan. Das infrage kommende Gebäude hat den Vorteil, dass alle Materialien des aktuell auf sieben Standorte verteilten Stadtarchivs, also rund 5 000 Aktenmeter, dort gelagert werden können. »Das könnte alle schlechten Unterbringungen auflösen«, so Palmer.
Außerdem sei Kirchentellinsfurt nur acht Kilometer von Tübingen entfernt, so weit wie mancher Stadtteil, rechnete Palmer vor und erinnerte daran, dass es vor vielen Jahren zu einer Eingemeindung von Kirchentellinsfurt hätte kommen können. »Das wäre ein schöner Tübinger Stadtteil geworden.«
Einen kleinen Nachteil hätte der neue Stadtarchiv-Standort. Er läge nur 60 Zentimeter über HQ 100, was heißt, dass alle hundert Jahre dort ein Hochwasser sein könnte. Demzufolge sollen die Materialien 50 Zentimeter höher gelagert werden. Baubürgermeister Soehlke betonte, dass es sich um einen »Interimsstandort« handelt. In Ruhe könnte jetzt diskutiert werden, was als Dauerlösung infrage kommt. Bis Ende des Jahres sollen Varianten erarbeitet werden. Im Mietvertrag gäbe es aber auch eine Option auf Verlängerung um weitere fünf Jahre.
Die jetzt gefundene Zwischenlösung wurde von den Gemeinderäten positiv aufgenommen. »Scan on demand«, also Ablichten der Unterlagen für die daran Arbeitenden, wie es auch diskutiert wurde, ist damit vom Tisch. Auch die Lagerung der Materialien im »bayerischen Ausland in Donauwörth«, wie es Linken-Sprecherin Gerlinde Strasdeit formulierte, ist damit hinfällig. (GEA)