TÜBINGEN. Die Ergebnisse der jüngsten Bekleidungskontrollen durch die zentrale Marktüberwachung dürften bei Verbrauchern Stirnrunzeln verursachen. Denn Etiketten der stichprobenartig überprüften Textilien auch aus dem Onlinehandel sind oft falsch ausgezeichnet.
Die Mängelquote liege bei 40 Prozent, sagte Stephan Czarnecki von der Marktüberwachung des Regierungspräsidiums Tübingen. Die Mängel im Bereich Textilien betreffen laut Czarnecki vor allem die angegebene Faserzusammensetzung, die teilweise »nicht im Entferntesten« mit der tatsächlichen übereinstimmt.
Elasthan statt Baumwolle
Ein Produkt enthielt beispielsweise 95 Prozent Viskose und 5 Prozent Elasthan anstelle der angegebenen 100 Prozent Baumwolle. Eine andere Probe bestand aus 100 Prozent Polyester anstelle der 100 Prozent angegebenen Seide. Überprüft wurde mit einem mobilen Analysegerät mithilfe von Röntgenstrahlen auch der Bleigehalt in Bestandteilen von Babybodies, wie Kordel-Enden, Nieten oder Druckknöpfe, die Kinder häufig in den Mund nehmen.
Hier gaben die Marktüberwacher jedoch Entwarnung. Besonderes Augenmerk galt ferner Textilien mit einem Sonnenschutzfaktor wie Wanderhemden oder Kinderhüten mit einem Schulterschutz. Hier meldeten die Überwacher eine geringe Mängelquote.
Je günstiger, desto schlechter
Xenia Große, für den Bereich Textilkennzeichnung zuständig, sagte: »Je günstiger die Ware, desto mehr Mängel.« Bei Importprodukten sei oft gar kein Etikett vorhanden. Verbraucher sollten laut Behörde darauf achten, dass an den Textilien eine Kennzeichnung mit einer ausgeschriebenen deutschen Faserbezeichnung und einem Verantwortlichen in der EU mit Namen und Adresse genannt ist.
Die Abteilung Marktüberwachung des Regierungspräsidiums Tübingen überwacht neben den Textilien auch die Produkt- und Chemikaliensicherheit im Non-Food-Bereich, die Energieeffizienz und Energiekennzeichnung von Produkten und die Eignung von Bau- und Medizinprodukten. Die durchschnittliche Mängelquote bei den jährlich zwischen 10.000 und 12.000 Stichproben quer durch alle Bereiche liegt laut Behörde bei 25 Prozent bis 30 Prozent.
Blei und Kadmium in Modeschmuck
Bei früheren Untersuchungen wurden in Modeschmuck zwischen 60 und 70 Prozent Kadmium und Blei gemessen. 14 von 15 überprüften Laserlichtbrillen hatten überhaupt keine Funktion. Händler, die gegen Vorgaben verstoßen, müssen zahlen: Im vergangenen Jahr zog das Land Baden-Württemberg so eine Million Euro ein.
Die Marktüberwacher haben auch einige Tricks auf Lager, wenn sie vermuten, dass der Händler sie täuschen könnte. »Wir haben die Möglichkeit, verdeckt zu kaufen«, sagt Czarnecki. Die geschehe, wenn es einen Anfangsverdacht gebe, dass das Produkt, welches den Marktüberwachern zur Kontrolle zugesandt wurde, ein »golden sample« sei. Also ein Produkt, das das hergibt, was das Etikett verspricht. Dann bestellen die Experten online und schauen sich das Produkt genauer an. (dpa)