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Aktuell Paläontologie

Tübinger Forscher finden versteinerte Spuren unserer Vorfahren

Sechs Millionen Jahre alte versteinerte Fußspuren ähneln in ihrer Anatomie dem menschlichen Lauffuß. Tübinger Forscher Team entdeckt Abdruck auf Kreta.

Die versteinerte Fußspur ist rund 6,05 Millionen Jahre alt.  FOTO: UNI TÜBINGEN
Die versteinerte Fußspur ist rund 6,05 Millionen Jahre alt. FOTO: UNI TÜBINGEN
Die versteinerte Fußspur ist rund 6,05 Millionen Jahre alt. FOTO: UNI TÜBINGEN

TÜBINGEN. Die ältesten bekannten Fußspuren von Vormenschen stammen von der Mittelmeerinsel Kreta und sind mindestens sechs Millionen Jahre alt. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team von Forschern aus Deutschland, Schweden, Griechenland, Ägypten und England unter Leitung der Tübinger Wissenschaftler Uwe Kirscher und Madelaine Böhme vom Senckenberg Center for Human Evolution and Palaeoenvironment der Uni Tübingen. Die Studie wurde im Fachmagazin Scientific Reports publiziert.

Die Fußspuren aus versteinerten Strandsedimenten wurden 2017 bei Trachilos bekannt. Mit geophysikalischen und mikropaläontologischen Methoden konnten sie nun auf 6,05 Millionen Jahren vor heute datiert werden und sind somit der älteste direkte Hinweis auf einen menschenähnlichen Lauffuß. »Die Spuren sind damit nahezu 2,5 Millionen Jahre älter als die Australopithecus afarensis (Lucy) zugeschriebenen Laufspuren aus Laetoli in Tansania«, berichtet Uwe Kirscher. Die Abdrücke kommen damit auf dasselbe Alter wie die Fossilien des bereits bekannten aufrecht gehenden Orrorin tugenensis aus Kenia. Von diesem Zweibeiner sind unter anderem Oberschenkelknochen erhalten, jedoch keinerlei Fußknochen oder -spuren.

Neues Licht auf Lauf-Evolution

Die Datierung der kretischen Fußspuren wirft deshalb ein neues Licht auf die frühe Evolution des menschlichen Laufens vor über sechs Millionen Jahren. »Der älteste menschliche Lauffuß besaß einen Fußballen, mit einer anliegenden und robusten Großzehe, sowie sich kontinuierlich verkürzenden Seitenzehen«, erläutert Per Ahlberg, Professor an der Universität Uppsala und Koautor der Studie. »Er hatte eine kürzere Fußsohle als Australopithecus. Ein Fußgewölbe war noch nicht ausgeprägt und die Ferse war schmaler.«

Die heutige Insel Kreta war vor sechs Millionen Jahren noch mit dem griechischen Festland über die Peloponnes verbunden. Nach Ansicht von Professor Madelaine Böhme »ist nicht ausgeschlossen, dass der Erzeuger der Spuren im Zusammenhang steht, mit dem möglichen Vormenschen Graecopithecus freybergi«. Fossilien des Graecopithicus aus 7,2 Millionen Jahre alten Ablagerungen im nur 250 Kilometer entfernten Athen hatte Böhmes Team vor wenigen Jahren als eine vorher unbekannte Vormenschen-Art im heutigen Europa identifiziert. Weitere Ergebnisse der Studie bestätigen zudem jüngste Forschungen und Thesen des Teams Böhme, nach denen vor sechs Millionen Jahren das europäische und vorderasiatische Festland durch eine kurzfristige Sahara-Ausbreitung vom feuchten Ostafrika getrennt waren. (u)