TÜBINGEN/ERBIL. Die seltenen Überreste aus altorientalischer Zeit traten im vergangenen Herbst zum Vorschein, als wegen langer Trockenheit der Wasserspiegel des Mossul-Stausees sank, wie die Universität Tübingen am Donnerstag mitteilte. Zunächst hatte die Wochenzeitung »Die Zeit« über den Fund berichtet.
Der Palast stammt nach Angaben der Universität aus der Zeit des Mittani-Reiches. Dieses herrschte Mitte des zweiten Jahrhunderts vor Christus über weite Teile Nordmesopotamiens und Syriens.
Die Archäologen gruben nach der Entdeckung gegen die Zeit. Sie konnten an der Fundstelle nur dreieinhalb Wochen arbeiten. Mittlerweile ist der Palast wegen Ende der Trockenheit wieder komplett unter Wasser verschwunden. »Wir hatten bei einer Rettungsgrabung nur ein sehr kurzes Zeitfenster«, sagte die leitende Archäologin Ivana Puljiz von der Uni Tübingen der Deutschen Presse-Agentur. »Wir haben so schnell gegraben wie wir konnten.«
Das mindestens 2000 Quadratmeter große Gebäude besteht aus dicken Mauern aus Lehmziegeln, von denen einige mehr als zwei Meter hoch sind. Es seien auch Wandmalereien mit leuchtenden Rot- und Blautönen entdeckt worden, sagte Puljiz. Da solche nur sehr selten erhalten worden seien, handele es sich um eine »archäologische Sensation«.
Zudem wurden zehn Keilschriftentexte entdeckt. Der Inhalt einer Tafel deute darauf hin, dass der Fundort Kemune sehr wahrscheinlich die alte Stadt Zachiku gewesen sei, erklärte Puljiz. Die Entdeckung gebe Forschern die Möglichkeit, das Mittani-Reich besser zu verstehen.
Die Fundregion gehört zu den kurdischen Autonomiegebieten im Norden des Iraks. Der zuständige kurdische Archäologe Hassan Ahmed Kasim erklärte nach Angaben der Universität, es handele sich um eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen in der Region in den vergangenen Jahrzehnten. Ihm zufolge war der Fundort Kemune bereits vor acht Jahren bei einem Niedrigwasserstand entdeckt worden.