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Einzelhandel: Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer fordert kontrollierte Öffnung

Die Oberbürgermeister von Tübingen, Schorndorf und Schwäbisch Gmünd appellieren an Bund und Land, eine kontrollierte Öffnung der Innenstädte im Februar zuzulassen. Unter kontrollierter Öffnung verstehen Boris Palmer und seine Kollegen eine Kombination bekannter und neuer Instrumente.

Blick in die Tübinger Marktgasse.
Die Marktgasse in Tübingen. Foto: Joachim Kreibich
Die Marktgasse in Tübingen.
Foto: Joachim Kreibich

TÜBINGEN. Der Einzelhandelsverband Baden-Württemberg fürchtet 12.000 Insolvenzen allein in Baden-Württemberg durch die anhaltende Schließung des Handels. Ein Viertel der Modegeschäfte ist laut Umfragen von der Insolvenz bedroht, die Kunden wandern in den Online-Handel ab. Die Oberbürgermeister Boris Palmer (Tübingen), Richard Arnold (Schwäbisch Gmünd) und Matthias Klopfer (Schorndorf) fordern deshalb in einem gemeinsamen Appell so schnell wie möglich einen Marshall-Plan für die Innenstädte wie im Städtetag diskutiert. Sie sagen: »Nach zehn Wochen im Lockdown wachsen die Schäden an der Verfassung des Gemeinwesens unserer Städte und am Innenstadthandel exponentiell. Die Innenstädte sind nicht einfach nur Handelsplätze, sie sind seit Jahrhunderten der Ort, an dem Bürgerstolz und Bürgersinn entstehen. Wir benötigen im Februar Konzepte für eine kontrollierte Öffnung, sonst erleiden unsere Städte einen irreparablen Schaden an Substanz und Seele.«

Unter kontrollierter Öffnung verstehen die Oberbürgermeister eine Kombination bekannter und neuer Instrumente. FFP2- oder OP-Masken können den Handel so sicher machen wie Bus oder Bahn. Für einen ersten Öffnungsschritt sind strikte Personenbegrenzungen und Terminvereinbarungen möglich. Vielen kleinen Geschäften genügt es, einen Kunden im Laden zu bedienen, bevor der nächste eintritt. Friseursalons könnten zunächst immer nur einen Kunden pro Raum bedienen. Größere Kaufhäuser oder Baumärkte könnten den Einlass an einen negativen Schnelltest koppeln. Besser als ganz zu schließen, wäre ein exklusives Zeitfenster zum Einkauf für Senioren. Personen über 65 Jahren sollten von Montag bis Freitag eine Stunde zum Einkaufen reserviert bekommen. Denn in dieser Altersgruppe ist die Inzidenz niedriger, das Risiko, schwer zu erkranken, aber drastisch größer.

Für Arnold, Klopfer und Palmer ist klar: »So wie jetzt kann es nicht weitergehen. Wir brauchen differenziertere Lösungen statt pauschaler Verbote. Der Handel in den Städten ist schon auf der Intensivstation. Er braucht eine Rettung jetzt. Wir sind überzeugt, dass diese mit klugen Schutzkonzepten jetzt möglich ist.«

Neben einer klaren Perspektive für den Handel fordern die Rathauschefs auch eine kontrollierte Öffnung der Museen, Galerien und Stadtbüchereien, mit Maskenpflicht, Voranmeldung und Flächenvorgabe pro Besucher. »Die Städte sind seit Jahrhunderten nicht nur Mittelpunkt des Handels, sondern auch der Kultur. Unsere Teams in den Museen und Bibliotheken haben funktionierende Hygienekonzepte in den Schubladen. Öffentliche Kultureinrichtungen waren und sind keine Treiber der Pandemie, deshalb wollen wir auch für diesen Bereich unseres städtischen Lebens eine vertretbare Öffnungsperspektive«, so Arnold, Klopfer und Palmer in ihrem gemeinsamen Appell. (pm)