TÜBINGEN. Zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht erinnerten Rednerinnen und Redner an die Verfolgung und Ermordung Tübinger Juden. Bei einer Gedenkveranstaltung der Universitätsstadt Tübingen, der Geschichtswerkstatt Tübingen und weiterer Kooperationspartner am Donnerstagabend am Synagogenplatz in der Gartenstraße sprach dabei auch der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Dieser wendete sich mit scharfen Worten gegen Antisemitismus in Deutschland. Er übte auch Kritik an den bisher in Tübingen stattgefundenen Pro-Palästina Demonstrationen, »bei denen Israel angeklagt und nicht verteidigt wurde«.
Zivilcourage sei die erste Bürgerpflicht, mit der Antisemitismus bekämpft werden könne. Zwar diene der Abend der Reichspogromnacht allein dem Gedenken an die Opfer der Nazizeit, jedoch könne man derzeit nicht allein beim Gedenken stehen bleiben, so der Oberbürgermeister. »Seit dem Holocaust sind nie wieder so viele Juden an einem Tag ermordet worden wie am 7. Oktober 2023«, sagte Palmer und nahm damit Bezug zu den jüngsten Anschlägen der Hamas auf Israel.
Plakate auf Pro-Palästina Demonstrationen vor dem Tübinger Rathaus, auf denen dem israelischen Staat Völkermord vorgeworfen wird, kritisierte der Tübinger Politiker. »Eine israelische Flagge vor dem Tübinger Rathaus erschiene mir deswegen schlicht unredlich.« Auch seien Fotos der Israel-feindlichen Demonstrationen nicht von allen Medien kritisch genug behandelt worden. Gleichzeitig dürfe Israels Gegenwehr nicht als Angriff gewertet werden, so Palmer. Er forderte: »Die Zeit, Israel beizustehen, ist gekommen.« (GEA)