TÜBINGEN. Die Stadt tritt der am 25. Februar gegründeten Dachgenossenschaft Wohnen bei. Das beschloss der Tübinger Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Die in Baden-Württemberg bisher einmalige Genossenschaft soll mithelfen, langfristig bezahlbaren Wohnraum in der teuren Unistadt zu schaffen.
Das Land wird die Dachgenossenschaft mit einem Zuschuss von 1,4 Millionen Euro fördern. Gleichzeitig erwartet das Land, dass die Stadt Tübingen die Genossenschaft mit einer Million Euro ko-finanziert. Davon fließen 400 000 Euro als Zuschuss zu den Gründungskosten. Mit den restlichen zwei Millionen Euro soll es finanzschwachen Mitgliedern der Genossenschaft ermöglicht werden, sich entsprechend ihrer Mittel an der Finanzierung gemeinschaftlicher Wohnprojekte zu beteiligen. Sie erhalten dadurch kein Wohneigentum, sondern ein langfristiges Mietwohnrecht.
Das Interesse an der Genossenschaft ist offensichtlich vorhanden. Es gebe bereits Anfragen für Projekte in Tübingen, hieß es im Gemeinderat. Darunter sind auch zwei Mietshäuser, die zum Verkauf anstehen und die die Mieter gemeinschaftlich erwerben wollen, um nicht aus ihren Wohnungen verdrängt zu werden, wie die beiden Wohnungsbeauftragten Julia Hartmann und Axel Burkhard dem Gremium berichteten.
»Wir stimmen gerne zu«, meinte Susanne Bächer von den Grünen. Die Dachgenossenschaft sei ein guter Start dafür, in der Stadt bezahlbaren Wohnraum »auch für die Krankenschwester oder die Verkäuferin« zu schaffen. Damit sei es zudem möglich, die »gesellschaftliche Vielfalt in der Stadt zu bewahren«, stimmte Ingeborg Höhne-Mack (SPD) zu; sie wird die Stadt im Aufsichtsrat der Dachgenossenschaft vertreten.
Zustimmung kam auch vonseiten der Tübinger Liste, der CDU, von der Linken, der FDP und der Partei, die alle Tübingen auf einem »sehr, sehr guten Weg« (Ernst Gumrich, Tübinger Liste) sehen. Damit sei günstiges Wohnen in Tübingen für alle zugänglich, fügte Evelyn Ellwart (Linke) hinzu.
Dietmar Schöning (FDP) wollte aber auch betonen, dass die Tübinger Mieter in aller Regel gut gestellt seien und der Immobilienmarkt in der Stadt nicht von Ausbeutung geprägt sei. (GEA)