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Aktuell Uniklinik

Tübingen in der Personalausstattung vorbildlich

Fachkräftemangel, Krankenhausreform und Nachhaltigkeit: Klinikumsvorstand zieht Bilanz für 2022

Der Tübinger Uniklinikums-Chef Professor Dr. Michael Bamberg hält die Entscheidung für sachlich gerechtfertigt.  FOTO: NIETHAMME
Der Tübinger Uniklinikums-Chef Professor Dr. Michael Bamberg. Foto: Markus Niethammer
Der Tübinger Uniklinikums-Chef Professor Dr. Michael Bamberg.
Foto: Markus Niethammer

TÜBINGEN. Es wird weiter an Fachkräften mangeln, Behandlungen werden zunehmend ambulant, die Krankenhauslandschaft zentralisiert, und kleinere Häuser wie kürzlich die Ermstalklinik (der GEA berichtete) werden geschlossen: Auf der Jahrespressekonferenz nannte Professor Michael Bamberg aktuelle Herausforderungen des Tübinger Uniklinikums (UKT). Zur Einsparung von Personal will man unter anderem die tagesstationäre Behandlung im Krankenhaus einführen und Digitalisierungsprojekte fortführen und analysieren, wie sich patientenferne Bereiche besetzen lassen, erläuterte der leitende Ärztliche Direktor.

Um teure und personalintensive stationäre Aufenthalte zu vermeiden, wurde bereits vor einigen Jahren ein Katalog für ambulantes Operieren erstellt, der jetzt um über 200 OP-Codes erweitert wurde. Die entsprechenden, von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und der zentrale Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland (GKV) ausgearbeiteten Bereiche sollen der Entlastung der Krankenhauspflege dienen. Parallel dazu soll die Beobachtung der Patienten nach einer ambulanten OP verlängert werden.

Seit Juli 2022 gibt es an der Uniklinik einen Beauftragten für Nachhaltigkeit, der seither "wichtige Impulse zur Einsparung von Energie und dem Ausstoß von CO2 gegeben hat". So wurden an insgesamt 328 Tagen fast 6 500 Fleischmahlzeiten eingespart und durch vegetarische Mahlzeiten ersetzt. Das entspricht dem CO2 Ausstoß von zehn Flügen von Frankfurt nach New York, so Bamberg.

Klimaschädliche Narkose

Durch Maßnahmen wie die Umrüstung auf LED-Beleuchtung in Verbindung mit Umbauten und Umprogrammierungen in der Maschinentechnik konnten in einem Jahr 487 000 Kilowattstunden eingespart werden. Das entspricht der Menge an Energie, die für die stationäre Behandlung von rund 622 Patienten benötigt wird, hat man am Klinikum errechnet. 108 Vier-Personen-Haushalte könnten ein Jahr lang mit dieser Energiemenge versorgt werden.

Außerdem verzichtet das Klinikum seit dem vergangenen Jahr komplett auf das Narkosegas Desfluran, das deutlich schädlicher für das Klima sei als CO2: Die Verwendung dieses Gases verursache bei einer siebenstündigen Operation Emissionen, die mit einer Autofahrt von knapp 8 000 Kilometern vergleichbar sind, so Bamberg. Stattdessen wird ein Ersatzgas verwendet, das die Ozonschicht weniger schädigt.

Internationale Auszeichnung

Die Kaufmännische Direktorin Gabriele Sonntag berichtete von positiven Jahresergebnissen 2020 und 2021 durch Ausgleichszahlung vom Land. Der Jahresabschluss für 2022 werde noch erstellt, allein die Corona-Belastung liege bei rund 22,8 Millionen Euro. Das liege unter anderen an Umsatzeinbußen durch viele krankheitsbedingte Personalausfälle und geringere Mittel zum Ausgleich. Der Wirtschaftsplan für dieses Jahr weise ohne Corona-Belastung bereits ein Defizit in Höhe von 22,8 Millionen aus, so Sonntag. Allerdings sind darin zehn Millionen Euro an Energiekosten enthalten, für die man mit einem Landeszuschuss rechnet.

Auch Pflegedirektor Klaus Tischler berichtete von Neuerungen in seiner Abteilung. Auf die Personalausstattung am Uniklinikum sei er besonders stolz. Da sei man im Vergleich zu anderen Klinika im Land, wo eine Pflegekraft im Schnitt deutlich mehr Patienten zu betreuen habe, spitze. Die Ausstattung beeinflusse auch die Personalgewinnung, so Tischler, und sei damit ein wichtiger Aspekt im Wettbewerb um Fachkräfte.

Für die gelungene Auslandsakquise von Fachpersonal in der Pflege hat das UKT jetzt als eines von sechs Krankenhäusern die Auszeichnung »Best Places to Work for International Nurses in Germany« erhalten. Zur Entlastung der Pflegekräfte werden außerdem Lotsen, Dolmetscher und Ethikberater eingesetzt. (ist)