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Tübingen bekommt 250 neue Parkschein-Automaten

Es ist eine Anschaffung für 1,4 Millionen Euro. Damit gibt's immer weniger kostenlose Parkplätze im Tübinger Stadtgebiet. So viel soll's kosten.

Äußerlich ziemlich ähnlich: Park-Automat in der Wilhelmstraße (links) und das neue Modell im Technologiepark.  FOTOS: KREIBICH
Äußerlich ziemlich ähnlich: Park-Automat in der Wilhelmstraße (links) und das neue Modell im Technologiepark. Foto: Joachim Kreibich
Äußerlich ziemlich ähnlich: Park-Automat in der Wilhelmstraße (links) und das neue Modell im Technologiepark.
Foto: Joachim Kreibich

TÜBINGEN. Die Unistadt macht fast 1,4 Millionen Euro für 250 Parkschein-Automaten locker. Die meisten werden in der Nordstadt und in Lustnau aufgestellt. 50 hat man für andere Stadtgebiete vorgesehen, in denen jetzt noch kostenlos geparkt werden kann.

Der Abschied vom kostenlosen Parken in der Unistadt ist längst eingeläutet. Die »weißen Flecken« werden Schritt für Schritt getilgt. Parkraumbewirtschaftung heißt das im Amtsdeutsch. Los ging’s 1993 in der Altstadt. Anfang 2022 war nur noch ein Fünftel des Stadtgebietes »unbewirtschaftet«.

Das Ziel ist klar: Autofahrer zahlen für ihre Stellplätze auf der Straße. Ob Anwohner mit Ausweis oder Kurzzeitparker am Automaten. Einfach mal am Straßenrand parken, ohne den Automaten gefüttert zu haben oder den Berechtigungs-Ausweis hinter die Frontscheibe zu legen? Das war einmal.

Seit Tübingen sich aufgemacht hat, eine klimaneutrale Stadt zu werden, geht’s beim Thema Parken auch darum, im Gegenzug das Busfahren kostenlos anzubieten – und damit den CO2-Ausstoß zu verringern. Im Klimaschutz-Programm ist das als Maßnahmen-Paket fest eingeplant (siehe Box).

Die Zahl der Automaten wird mit der Neuanschaffung fast verdoppelt. 280 stehen bisher in der Stadt verteilt. Alle kommen ohne Stromanschluss aus: Sie versorgen sich selbst mit Energie durch Fotovoltaik.

Letzte »weiße Flecken«

Die Nutzer müssen nicht mehr die Taschen voller Kleingeld haben. Zahlen mit EC-Karte ist längst Standard. »An den neuen Anlagen können die meisten auf dem Markt gängigen Karten verwendet werden«, heißt es im Rathaus. Außerdem gebe es die Möglichkeit, »per NFC-Technologie Zahlungen abzuwickeln« – also kontaktlos. Mit dem Handy geht’s überall seit Ende 2020. Acht Jahre davor hatte man den ersten Handy-Testlauf im Stadtteil Derendingen gemacht.

In der Stadtverwaltung geht man davon aus, dass die Automaten neuen Typs, die schon rund um den Technologiepark Verwendung fanden, ziemlich robust und wenig störanfällig sind. Man muss also nicht schon beim Aufstellen an einen Austausch in wenigen Jahren denken.

Bis Mitte März 2024 sollen die neuen Automaten aufgestellt sein. Im Sommer 2023 will man beschließen, welche »weißen Flecken« in der Parkraumbewirtschaftung noch zu tilgen sind. Wer glaubt, dass die 200 Automaten in der Nordstadt und in Lustnau dicht an dicht stehen, hat sich getäuscht. »Die Standorte sind im Vergleich zu anderen Städten und den Gebieten in Tübingen eher weniger dicht verteilt«, sagt Nicole Romey von der städtischen Pressestelle. Die Wege zum nächsten Automaten seien sogar weiter. »Im Hinblick auf das immer intensiver genutzte Handyparken halten wir dies aber für vertretbar.«

Wer einen Parkplatz auf der Straße sucht, konkurriert mit denen, die in der jeweiligen Gegend wohnen. Rund 6 400 Berechtigungs-Ausweise für die Anwohner hat die Verwaltung 2021 ausgestellt. Mit höheren Gebühren will man im Rathaus Druck ausüben, damit die Tübinger ihr Auto abschaffen und auf Bus und Bahn umsteigen.

Über diesen Weg beim Anwohner-Parken wurde in Tübingen in den zurückliegenden Jahren heftig debattiert. OB Boris Palmer wollte die Jahresgebühr von 30 Euro auf 360 hochsetzen. Die Gemeinderäte fanden den Sprung zu hoch. Derzeit werden für Anwohner-Ausweise 120 Euro fällig. Wiegt ein Auto mehr als 1,8 Tonnen, steigt die Gebühr allerdings auf 180 Euro. (GEA)

Foto: Joachim Kreibich
Foto: Joachim Kreibich

DIE ZIELSETZUNG

Einnahmen sollen Busverkehr zum Nulltarif möglich machen

»Geplant ist die Einführung von Parkgebühren auf allen öffentlichen Stellplätzen, auch im Straßenraum. Die Einnahmen sollen zur Finanzierung des Nulltarifs eingesetzt werden. Zwar kann keine formelle Zweckbindung gesetzt werden, aber die Einnahmen sind für den Nulltarif notwen- dig, und eine Verknüpfung der beiden Maßnahmen dient der Steigerung der Akzeptanz.« Derzeit werden gut 6 000 Anwohnerpark- ausweise pro Jahr ausgegeben. Die Anzahl der öffentlichen Stellplätze im Stadtgebiet ist bisher nicht ermittelt, könnte aber bei über 50 000 liegen. Nur ein Bruchteil davon ist jenseits der Anwohnerparkberechtigungen gebührenpflichtig. Die Einnahmen aus Parkgebühren könnten von aktuell drei Millionen Euro jährlich auf zehn bis 15 Millionen Euro gestei- gert werden. Parken ist in der Altstadt am teuersten. Aktuell kostet dort eine Stunde zwei Euro, das ist auch die Parkhöchstdauer. Beim Technologiepark kostet die Stunde einen Euro, der Tag vier. (-jk)