GOMARINGEN. Die Enttäuschung stand allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben: Weniger als fünf Prozent der üblichen Spenden für Obdachlose! Und das, wo gerade im Corona-Jahr haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel fehlen. Die normalerweise gute gefüllten Kleinbusse zum Abtransport: leer. Seit über zwanzig Jahren sammelt die Merian-Gemeinschaftsschule Dußlingen vor dem 3. Advent für die AWO Reutlingen und die Dornahof Wohnungslosenhilfe Tübingen. Weil in diesem Jahr keine Schüler und Helfer vor den Geschäften in Dußlingen, Gomaringen, Nehren und Gönningen standen, klappt das überhaupt nicht. Die stattdessen aufgehängten Plakate und ausgelegte Flyer waren leicht zu übersehen.
»Es fehlte die persönliche Ansprache und damit eine wichtige Motivation für die potentiellen Spender«, sagte Ulrich Högel, AWO-Geschäftsführer in Reutlingen. »Wir sind völlig überrascht von der geringen Resonanz und ratlos.« Den Kindern sei die Aktion wichtig, versicherte Schulleiterin Katja Kruppa. »Die Schüler wären gerne gekommen.« Weshalb dann ohne Kinder, die auch in der Schule zusammen sind? »Die Kinder waren sonst immer altersgemischt vor den Geschäften«, die Schulleiterin. Außerdem hätten sie die Leute angesprochen. Kontakte gelte es schließlich zu vermeiden: »Man weiß nicht, wie die Bevölkerung reagiert.«
Am Samstagnachmittag brachen die Verantwortlichen die Sammlung in Gomaringen sogar vorzeitig ab, weil immer wieder Unberechtigte in die ohnehin kaum gefüllten Spendenboxen griffen. »Es haben sich immer mehr Menschen aus den Kisten selbst bedient«, berichtete Ulrike Pöschl, stellvertretende Leiterin der Merian-Gemeinschaftsschule. Festgestellt sei das zuerst von AWO-Leuten, sie habe es aber auch selbst beobachtet. Es gab die Befürchtung, dass es vor anderen Geschäften ähnlich laufe. Unklar sei, ob es Verständnisprobleme bei einzelnen Leuten gab, oder ob manche die kaum beobachtete Situation ausnutzten. (GEA)