Logo
Aktuell Landwirtschaft

Regionale Biomilch aus Tübingen soll bekannter werden

Tübinger Biobauern wollen ihr Produkt besser vermarkten und Richtung Stuttgart und Alb liefern

Landrat Joachim Walter (rechts) ließ sich die frische Biomilch von der Tübio-Molkerei in Bodelshausen schmecken. Eingeschenkt ha
Landrat Joachim Walter (rechts) ließ sich die frische Biomilch von der Tübio-Molkerei in Bodelshausen schmecken. Eingeschenkt hat Carmen Fimpel (links). Dazwischen die Landwirte Wolfgang Eissler, Thomas Schäfer und Eckart Wizemann. FOTO: WALDERICH
Landrat Joachim Walter (rechts) ließ sich die frische Biomilch von der Tübio-Molkerei in Bodelshausen schmecken. Eingeschenkt hat Carmen Fimpel (links). Dazwischen die Landwirte Wolfgang Eissler, Thomas Schäfer und Eckart Wizemann. FOTO: WALDERICH

KREIS TÜBINGEN. Der Schlauch ist leichter als Glas, muss nicht gereinigt werden und besteht zu 40 Prozent aus Kreide. Auf dem Bodelshäuser Birkenhof wird die Milch von fünf Biobauern aus dem Landkreis darin abgefüllt. Die Verbraucher tun sich allerdings mit der Verpackung immer noch schwer, sagt Landwirt Thomas Schäfer vom Bodelshäuser Birkenhof. Auch die Vermarktung der Tübio-Milch läuft nicht ganz so gut wie erhofft. Deshalb startet die Genossenschaft nun eine Werbekampagne, die von Plenum, dem Förderprogramm des Landes, mit 40 000 Euro unterstützt wird.

Vor acht Jahren haben die fünf Bauernfamilien Schäfer (Bodelshausen), Eissler (Talheim), Braun (Weilheim und Wankheim), Wizemann und Höhn (Waldhausen) die Tübinger Bio Bauernmilch GmbH gegründet. Hintergrund war die Schließung des Tübinger Milchwerks. Die Landwirte sahen nicht ein, dass ihre regional erzeugte Milch nicht mehr regional vermarktet werden soll, und taten sich unter dem Label Tübio zusammen. Mit Hilfe von Bürgerbeteiligungen über Genussscheine wurde in Abfüll- und Verpackungsmaschinen investiert. Ziel war damals, zwischen 500 000 und 600 000 Liter Milch jährlich zu verkaufen.

Aktuell liege die Menge bei 300 000 Liter Milch, sagt Schäfer, und es sei gar nicht so einfach, das gesetzte Ziel zu erreichen. So richtig verstehen kann das der Landwirt nicht. Schließlich behaupte jeder in Umfragen, dass Lebensmittel vor allem regional und bio sein sollten. Beides erfüllt die Milch aus Bodelshausen in hohem Maße. »Eigentlich müsste sie von alleine laufen.«

Tut sie aber nicht. Tübio sei zwar vor der Haustür ein Begriff, »je weiter wir wegkommen, desto unbekannter werden wir«, sagt Schäfer. »Da sind wir ein Anbieter unter vielen.« Bisher haben die Bauern 60 Verkaufsstellen, in erster Linie im Landkreis Tübingen. Zwei Mal in der Woche werden die Hofläden und Supermärkte angefahren und mit frischer Milch beliefert. Jetzt will die Genossenschaft ihr Liefergebiet Richtung Stuttgart und Alb ausdehnen. Erste Erfolge gibt es schon. Ein Café in der Stuttgarter Innenstadt lässt sich nun mit Milch der Biobauern aus dem Landkreis Tübingen beliefern. 600 Liter Milch in der Woche. »Das ist doch schon mal eine Hausnummer«, freut sich Schäfer.

Die neue Marketingkampagne soll helfen, die Zahl der Verkaufstellen zu verdoppeln, sagt Kolja Schümann vom Verein Vielfalt des Landkreises Tübingen. Vor allem die Regionalität solle herausgestellt werden, um neue Kunden zu begeistern. Das wird die Aufgabe von Carmen Fimpel sein. An einem kleinen Stand wird sie die Vorzüge der Tübinger Milch in den Verkaufstellen präsentieren. Seit zwei Monaten ist sie in der Molkerei in Bodelshausen angestellt, hat den Betrieb kennengelernt und die Milch ausgefahren. Jetzt soll sie das Produkt nach außen vertreten.

Gestern klappte das schon hervorragend: Landrat Joachim Walter ließ sich schnell von der Qualität des Getränks überzeugen. »Eintagsfliegen wollen wir nicht fördern«, hatte er zuvor betont. Projekte, die von Plenum unterstützt werden, sollen längerfristige Wirkungen für die Landschaftspflege erzielen. Deshalb werden auch Brennereien unterstützt.

Die beste Werbung für die Milch macht aber immer noch der Landwirt selbst. »Riechen Sie mal. Das riecht noch nach frischer Milch«, sagt Schäfer und hält einladend einen Becher hoch. »Sie wird 25 Sekunden auf 74 Grad erhitzt, das ist alles.« Und die Benutzung des Schlauches sei schließlich reine Übungssache. Benutzte Mehrwegflaschen müssten bei über 90 Grad Celsius mit hochkonzentrierter Natronlauge gereinigt werden. Beim Schlauch fällt gerade mal neun Gramm Müll an. (iwa)