OFTERDINGEN. Was für ein Unterschied: Nur noch zwei Dutzend Leute aus der Querdenken-Szene versammelten sich am Freitagabend vor der Burghof-Schule, Redner mit immer ähnlichen Behauptungen unter einem Pavillon, kaum noch Polizei. Und vor allem: Keine Gegendemonstranten mehr in unmittelbarer Umgebung.
Noch vor vier Wochen hatten über 150 Leute die Straßen gesäumt und sich den Corona-Leugnern in den Weg gestellt. Diese Aufmerksamkeit sollten sie nicht mehr erfahren, das hatte Bürgermeister Joseph Reichert bereits Anfang Juni im Gemeinderat gefordert. Denn alle zwei Wochen sind die Kundgebungen gegen Corona-Tests, Impfungen und Einschränkungen des öffentlichen Lebens angemeldet. Besonders letzteres wurden in den letzten Wochen und Monaten aber ja stetig zurück genommen.
»Es ist ja toll, wie unser Dorf gleich reagiert hat«, sagte Reichert. »Aber die paar Hansel freuen sich doch, wenn über 100 Leute am Straßenrand stehen. Die fühlen sich ja wie bei der Fasnet.« Vor zwei Wochen fand dann auch keine Gegendemonstration statt. »Wir haben einfach alle die Rollläden herunter gelassen«, sagte Desiree Sallwey, Organisatorin der Gegenbewegung im Dorf. Ewig wolle man den Querdenkern nicht hinterherlaufen. Eine Umfrage habe jedoch ergeben, dass sich 80 Prozent der Teilnehmer noch einmal eine letzte Versammlung wünschen.
Also sammelten sich am Freitag gegen 19 Uhr etwa 50 Leute im Wohngebiet Moritzstraße Richtung Banweg, um den Demozug der Querdenker zu erwarten. Die Teilnehmer trugen Masken mit roten Nasen und hielten bunte Luftballons in der Hand, um sich gegen den »Zirkus« zu stellen. Sie hielten Transparente hoch auf denen beispielsweise stand »Ofterdingen denkt nach, nicht quer«. An einigen Zäunen auf dem Weg hingen außerdem Schilder, die zu Solidarität in der Pandemie aufriefen und die sich gegen »Demo-Touristen« wandten. Wie schon zuletzt kamen offenbar einige »Querdenker« von weiter her angereist. »Das ist das vorläufige Finale«, sagte Sallwey. Weil es sich um eine »familienfreundliche« Gegenkundgebung handle, werde der durchziehende Zug nicht direkt attackiert. Spaß und Solidarität sollten die Waffen gegen Hetze und Verschwörungstheorien sein. (GEA)