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Promis stützen das Tübinger Corona-Modellprojekt

Appell an die Bundesregierung: das Modell der vorsichtigen und kontrollierten Öffnung weiterführen

Jan Josef Liefers hat mit Lisa Federle den Appell initiiert. FOTO: BERG/DPA
Jan Josef Liefers hat mit Lisa Federle den Appell initiiert. FOTO: BERG/DPA
Jan Josef Liefers hat mit Lisa Federle den Appell initiiert. FOTO: BERG/DPA

TÜBINGEN. Namhafte Ärzte, Wissenschaftler, Schauspieler, Theaterleiter, Kinobetreiber, Industrielle und Politiker appellieren an die Bundesregierung, die Fortführung des Tübinger Corona-Modellprojekts zu ermöglichen. Durch die Novelle des Bundesinfektionsschutzgesetzes droht dem Projekt der Abbruch. Den Appell initiierten die Tübinger Notärztin Lisa Federle und der Schauspieler Jan Josef Liefers.

Der seit 16. März laufende Versuch will aufzeigen, dass Läden und Kultureinrichtungen durch eine wirksame Teststrategie auch in der Pandemie offenbleiben können. Pro Woche gibt es in Tübingen bis zu 40 000 Schnelltests; damit werden jeweils zwischen 30 und 40 Corona-Infizierte gefunden. Seit Tagen liegt die Inzidenz in Tübingen stabil bei 80. Zum Vergleich: Das Land weist eine 7-Tage-Inzidenz von etwa 170 auf.

Lisa Federle betont: »Weil wir so viel in Tübingen testen, haben wir auch eine sehr niedrige Dunkelziffer.« Es habe sich gezeigt, dass die Dunkelziffer in anderen Städten um 25 bis 50 Prozent höher liege als in Tübingen. Federle: »Wir wollen Leben nicht riskieren, sondern Leben schützen, indem wir lebensnotwendige Bereiche öffnen. Auch wenn die Tests nicht absolut sicher sind, brauchen wir eine Chance, damit Kinder beispielsweise wieder draußen Fußball spielen können.«

Lob von Liefers

Der Schauspieler und Musiker Jan Josef Liefers verfolgt das Projekt von Anfang an. »Seit einem Jahr sind Kunst und Kultur praktisch abgeschaltet worden. Dabei sind sie hervorragend geeignet, um den Menschen zu helfen, mit der Krise besser fertig zu werden. Es gab bereits Konzepte, die alle wieder beendet wurden, bevor man wusste, wie gut sie funktionieren. Das war ein Fehler. Da müssen wir wieder hin.«

In dem Aufruf heißt es: "Wir appellieren an die Bundesregierung und das Parlament, das Pilotprojekt der Stadt Tübingen nicht zu beenden." Hier würden kontrollierte Öffnungen in eine engmaschige Schnelltest-Strategie eingebettet und wissenschaftlich begleitet. Das Ziel dieses Projekts, durch umfassende Testungen die Inzidenz dauerhaft auf einem niedrigen Niveau zu halten und trotzdem ziviles Leben nach und nach zu ermöglichen, sei nach den derzeitigen, positiven Ergebnissen lohnenswert." Die Fortführung des Projekts wäre ein Signal, dass nicht nur die Bürger, sondern auch deren Volksvertreter und die Regierung an Wegen interessiert sind, auch jene Defizite zu mildern, die abseits der Pandemiebekämpfung entstanden sind. Dabei würden keine inakzeptablen Risiken eingegangen.

Beigetreten sind dem Appell etwa Moritz Bleibtreu, Till Brönner, Jan Josef Liefers, Anna Loos, Wotan Wilke Möhring, Anna Maria Mühe und Til Schweiger, Sportkommentator Tom Bartels und Hartmut Engler von Pur, Wolfgang Grupp (Trigema), Günther Oettinger (EU-Kommissar a.D.) und Stefan Wolf (Präsident Gesamtmetall). (a)