KUSTERDINGEN-MÄHRINGEN. Die Sektgläser stehen bereit, das Buffet ist angerichtet, weiße Rosen zieren die Stehtische. Susanne Bailer blickt auf die Uhr. Noch ist nicht viel los im Mähringer Gemeindehaus, in kleinen Grüppchen stehen die wenigen Gäste beisammen und unterhalten sich leise. Der Anlass ihres Erscheinens ist eine Premiere: Zum ersten Mal gibt es einen Neujahrsempfang in dem Kusterdinger Ortsteil.
Doch an Besuchern mangelt es bislang. Gerade möchte die neue Ortsvorsteherin Bailer mit ihrer Ansprache beginnen, da geht die Tür auf – und plötzlich strömen Menschen in den Raum, gesellen sich an die Tische, bis auch der letzte Platz genutzt ist.
»Mangel an sozialer Interaktion«
»So viele Möglichkeiten, uns ganz zwanglos zu treffen, haben wir in Mähringen leider nicht«, erklärt Bailer den jetzt zahlreichen Besuchern. Im jüngst gewählten Ortschaftsrat sei dieser Mangel an sozialer Interaktion schon oft Thema gewesen. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen für 2020 nahm sich die Ortsvorsteherin deswegen vor, einen Neujahrsempfang mit dem Ziel ins Leben zu rufen, die Ortsgemeinschaft zu stärken und »eine entspannte Begegnungs- und Gesprächsrunde« zu schaffen. Denn um das zu erreichen, da ist sich Bailer sicher, ist jeder noch so kleine Schritt wichtig.
Unterstützung erfuhren die Ortschaftsratsmitglieder vom Förderverein der Mähringer Härtenschule, der mit selbst gebackenen Kuchen und liebevoll angerichteten Häppchen ein geradezu überwältigendes Buffet samt Getränkeausgabe organisierte. Für musikalische Unterhaltung sorgte der Kirchenchor Mähringen-Immenhausen, der im Publikum kurzerhand Gesangbücher verteilte und so zum Mitsingen einlud.
»Mähringen hat eine tolle ländliche Umgebung und ich wohne gerne hier – es ist nur nicht so einfach, Leute kennenzulernen«, sagt Besucher Patrick Heusel. Er sei erst vor Kurzem in den Kusterdinger Teilort gezogen, erklärt er, soziale Kontakte habe er bisher aber fast nur durch sein Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr knüpfen können. Ein solcher Bürgerempfang ist ihm zufolge gerade für Zugezogene eine gute Möglichkeit, mit den Leuten vor Ort ins Gespräch zu kommen.
Dass die Idee unter den Einwohnern Anklang findet, freut Ortschaftsratsmitglied Marianne Metzger. Auch für die Zukunft gebe es bereits einige Ideen, wie der Zusammenhalt im Flecken gestärkt werden könne, erklärt sie. Eines sei in Anbetracht der vielen Besucher aber bereits jetzt schon klar: »Der Neujahrstreff hat auf jeden Fall das Zeug dazu, eine Mähringer Institution zu werden.« (alj)