TÜBINGEN. Ein Facebook-Posting von Boris Palmer sorgt wieder einmal für Diskussionen. Die Tübinger Jusos, die Jugendorganisation der SPD, werfen dem Tübinger Oberbürgermeister transfeindliche Aussagen vor. Palmer wiederum wehrt sich gegen diesen Vorwurf.
Aber der Reihe nach. Am 3. März schrieb der OB bei Facebook: »Ich halte daran fest, dass eine Transperson keine Frau ist, auch wenn sich die Person so fühlt, was ihr gutes Recht ist. Der Schutz von Frauenrechten stellt eine eigene Kategorie, die genauso berechtigt ist wie der Schutz von Transpersonen.« Der Grünen-Politiker unterstützt damit die Kritik der ehemaligen Familienministerin Kristina Schröder, die in einem »Zeit«-Interview sagte, dass es transfeindlich sei, wenn man die Auffassung vertrete, dass eine Transperson keine Frau ist. »Angeblich spricht man damit Transpersonen die Identität ab, und das sei transfeindlich«, so Palmer. »Gut, dann melde ich mich hiermit als transfeindlich.«
Die Tübinger Jusos kritisierten nun die Äußerungen des Grünen-Politikers. »Boris Palmer hat spätestens mit diesem Posting die Schwelle von Peinlichkeit zu Hetze überschritten«, wird der Kreisvorsitzende Louis Renz in einer Pressemitteilung zitiert. »Einmal mehr schießt er sich auf eine Minderheitengruppe und verbreitet diskriminierende Ressentiments.« Weiter heißt es in der Mitteilung: »Die Jusos Tübingen verurteilen diese neuerliche Entgleisung des Tübinger Oberbürgermeisters.« Die Organisation fordert den grünen Stadtverband und die Grüne Jugend dazu auf, sich »von dieser transfeindlichen Äußerung« des grünen OB zu distanzieren. »Tübingen ist eine weltoffene Stadt, in der transfeindliche Äußerungen und jegliche Diskriminierung keinen Platz haben - schon gar nicht im Rathaus.«
Palmer wirft Tübinger Jusos »undemokratische Methoden vor«
Die Reaktion von Palmer ließ nicht lange auf sich warten. »Wer sich den Thesen einer wissenschaftlich äußerst gewagten Gender-Theorie nicht anschließt, wonach Transpersonen Frauen sind, wird sofort mit aller Härte diffamiert, denunziert und ausgegrenzt«, schreibt er in einem Facebook-Posting am Dienstag. »Das sind undemokratische Methoden, mit denen Widerspruch im Keim erstickt und die eigene Weltsicht durchgesetzt werden soll.« Der Oberbürgermeister fragt: »Welchen Sinn soll eigentlich der Begriff Transgender haben, wenn eine Transfrau eine Frau wäre, also kein Unterschied mehr gesehen werden dürfte? Und wem ist mit diesem Streit bitte gedient?« Schon in seinem ursprünglichen Posting hatte Palmer betont, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden dürfe. »Ich bin sehr dafür, dass Transpersonen ihr Leben so führen, wie sie wollen. Ich lehne Diskriminierung von Transpersonen ab.« (GEA)