OFTERDINGEN. Die Ofterdinger Mühle soll ein Schmuckstück der Gemeinde werden. Das haben sich die Besitzer, Gabi und Peter Kaiser vorgenommen. Am Mittwoch hatten sie den Ofterdinger Gemeinderat vor dessen Sitzung in der Zehntscheuer zu Gast.
Beruflich betreibt Peter Kaiser eine Firma die Umbauten betreut. Privat haben er und seine Frau Gabi sich der Ofterdinger Mühle verschrieben, offenbar mit Haut und Haar. 2012 kauften sie den Kindern des früheren Müllers Otto Mehl das Kulturdenkmal ab. Zuerst richteten sie das angebaute Wohnhaus her, ehe sie begannen, die 600 Jahre alte Mühle selbst zu renovieren.
Alle Kriege überstanden
Untersuchungen des Holzes verrieten das Alter: Zum Bau der Ofterdinger Mühle wurde hauptsächlich Holz von Eichen genutzt, die im Winter 1419/20 geschlagen wurden. »Eichen wurden damals meist im kommenden Frühjahr verbaut«, erklärte Peter Kaiser, der einst in Tübingen Geschichte studierte. Ungewöhnlich für eine Mühle aus dieser Zeit: Sie überstand alle kriegerischen Auseinandersetzungen, ohne in Brand gesteckt worden zu sein.
Doch in den knapp 40 Jahren seit Otto Mehls letztem Mahlgang verfiel das Gebäude. Das Dach war undicht, die Regenrinnen durchgerostet, drinnen lag auf allem »eine Patina von Jahrzehnten«, so Kaiser. Zusammen mit seiner Frau und weiteren rund 20 Unterstützern gründete Kaiser im Februar des vergangenen Jahres einen Verein und beantragte Förderung. Zum Eigenanteil gewährte das Bundeslandwirtschaftsministerium fast 50 000 Euro.
Bis dahin hatten die Kaisers schon jede Menge Arbeit hineingesteckt. Zuerst wurde die Mühlentechnik reaktiviert. Dabei, so Peter Kaiser, sei Hans-Peter Mehl, der älteste Sohn des letzten Müllers, eine große Hilfe gewesen: »Es war ein erhebendes Gefühl, als wir zusammen 2017 das erste Mal die Mühle wieder haben laufen lassen.«
Inzwischen laufen vier von fünf Mahlgängen. Die Ofterdinger Mühle gehört in die Kategorie der Rückschüttmühlen: Oben durchläuft das Korn diverse Reinigungsstufen und wird unten im Mühlstein oder zwei Walzenstuben weiter gemahlen. Danach wird es immer wieder nach oben transportiert, um über diverse Siebanlagen verschiedene Körnungen zu erreichen.
Die Ofterdinger Mühle soll künftig der Öffentlichkeit zugänglich sein. Die oberste der drei Ebenen, das Dachgeschoss, ist dabei ausgenommen: Ein zweiter Fluchtweg ist nicht einzurichten. »Das würde den Giebel zerstören«, sagt Peter Kaiser. Über die E-Mail-Adresse info@ofterdinger-muehle.de kann der Verein (finanziell) unterstützt werden. (GEA)