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Aktuell Rettungsdienst

Nur Minuten bis zum Brand

Berater: Ofterdinger Feuerwehr ist gut ausgerüstet und schnell bei Einsätzen. Sie bereitet für das Wochende spannende Schauübungen für Besucher vor

Blaulicht einer Feuerwehr
Leuchtendes Blaulicht einer Feuerwehr. Foto: Stephan Jansen/Archiv
Leuchtendes Blaulicht einer Feuerwehr. Foto: Stephan Jansen/Archiv

OFTERDINGEN. Den Bericht von Feuerwehrberater Thomas Raible (Büro Luelf & Rinke) hörte der Ofterdinger Gemeinderat in seiner vergangenen Sitzung gerne. Denn er fand vorwiegend lobende Worte für die Truppe mit ihren 43 Mitgliedern. Die Altersstruktur sei gut gemischt, die Jugendarbeit bringe regelmäßig neue Leute zu den Aktiven. Das neue Feuerwehrhaus sei modern, die Zahl Fahrzeuge sei ausreichend.

Einziger größerer Kritikpunkt: Die Quote der Atemschutzträger sollte von derzeit 40 Prozent besser auf über 50 Prozent erhöht werden. »Da ist die Freiwillige Feuerwehr in Ofterdingen schon dran«, sagte der studierte Betriebswirt Raible, der selbst bei der Feuerwehr im Raum Ludwigsburg aktiv ist.

Ein Knackpunkt bei vielen Feuerwehren sei die Einsatzfähigkeit unter der Woche tagsüber, sprich während der üblichen Arbeitszeiten. »16 Aktive arbeiten in Ofterdingen tagsüber, vier außerdem im Schichtdienst«, berichtete Raible. Entsprechend sei die schnelle Verfügbarkeit bei einem Alarm gegeben. Zehn Minuten vom Alarm bis zum Eintreffen im Wohngebiet gebe das Innenministerium als Richtwert vor. Durchschnittlich brauchen die Ofterdinger fünf Minuten, bis sie im Fahrzeug sitzen. In weiteren vier bis fünf Minuten sind sie an den meisten potenziellen Einsatzorten. Dazu hat Raible eine detaillierte Untersuchung von Zeiten und einzelnen Straßen durchgeführt.

»Einen Mannschaftswagen haben Sie immer schnell voll«, so Raible. Der schaffe es in der Regel in zehn Minuten zum Einsatzort. Das sei nicht selbstverständlich. Beispielsweise gebe es Orte im Raum Herrenberg, in denen kein einziger Feuerwehrmann in der Nähe arbeite. Alle pendelten nach Sindelfingen oder nach Stuttgart. »Viele Arbeitsplätze in Ofterdingen sind sogar in der Nähe des Feuerwehrhauses«, erklärte Raible. Tagsüber seien üblicherweise fünf Atemschutzgeräte-Träger da. Seit 2009 sei diese Zahl weitgehend stabil.

Raible regte an, verstärkt Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung für die Feuerwehr zu werben (derzeit sind nur zwei dort aktiv). Das könnten neben Verwaltungsmitarbeitern auch Erzieherinnen sein. »Die Friedhofsmitarbeiter werden den Sarg bei einem Alarm schon nicht fallen lassen«, scherzte Raible.

»Wir müssen auch an die Migranten denken«

Von Flyern, Plakaten und Ähnlichem hält er wenig. "Die persönliche Ansprache ist das Beste." Beispielsweise könne das systematisch beim Neubürgerempfang erfolgen. »Wir müssen auch an die Migranten denken«, sagte Gemeinderat Jürgen Adam (FWV). Einigen sei nicht bewusst, wie die Feuerwehr bei uns organisiert ist. "Sie denken, wir haben nur Berufsfeuerwehr und wissen nicht, dass viele Freiwillige sind."

Insgesamt verfügt die Ofterdinger Feuerwehr über vier Fahrzeuge, davon zwei Löschfahrzeuge. Deren gewöhnliche Nutzungsdauer bezifferte Raible auf rund 25 Jahre. Das Ofterdinger HLF 20/16 hat bereits 29 Jahre auf dem Buckel. Raible schlug vor, es durch ein HLF 10 zu ersetzen. Die Kosten bezifferte er auf gut 400 000 Euro. Die Ausschreibung sei allerdings kompliziert, außerdem müsse die Herstellzeit eingerechnet werden. »Von der Entscheidung bis zur Lieferung gehen mindestens zwei Jahre ins Land«, so der Berater. Eine gute Ausstattung trage zur Motivation der Truppe bei. »Wir haben im kommenden Haushalt bereits eine Planrate dafür vorgesehen«, erklärte Bürgermeister Joseph Reichert.

Zusätzlich empfahl Raible in der Sitzung, einen sogenannten Gerätewagen Logistik zu kaufen, der je nach Bedarf schnell beladen werden kann. Ein solcher GW-L2 kostet etwa 150 000 Euro. Sonderfahrzeuge seien weiterhin nicht vorzusehen. Drehleitern, Rüstwagen, Gefahrgutwagen oder Einsatzleitwagen kommen bei Bedarf weiterhin aus Mössingen oder Tübingen. Eine Entscheidung traf der Gemeinderat am Dienstag gleich: Ein Notstromaggregat für knapp 50 000 Euro wird angeschafft.

Im Durchschnitt rückt die Ofterdinger Feuerwehr zu 20 bis 30 Einsätzen aus. Einzig 2013 fiel wegen der Hochwasser mit 60 Einsätzen aus der Reihe. »Das 2016 gebaute Feuerwehrhaus ist schick und funktional«, fand Raible. Auch das spiele eine Rolle, wenn man neue Leute für die Arbeit der Freiwillige Feuerwehr begeistern wolle. (GEA)

 

SCHAUÜBUNG

»Nicht nur zuschauen, sondern auch aktiv mitmachen«, lautet die Devise beim Feuerwehrtag in Ofterdingen am Samstag, 20. Oktober. Von 15 bis 18 Uhr gibt’s eine Haupt- und Schauübung beim Feuerwehrhaus. Im Vergleich zu früher hat man einige Änderungen eingeführt. Die Besucher sollen nach Möglichkeit eingebunden werden in das Geschehen. (a)