Logo
Aktuell Änderung

Neuer Vorstoß in Tübingen: Werden nun noch mehr Straßen umbenannt?

»Die Fraktion« hält auch Eduard Spranger und Isolde Kurz als Namensgeber für untragbar. Ursprünglich standen sechs infrage.

Die Straßenschilder der Richard-Wagner-Straße und der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg. Die Straßen sind benannt nach Ric
Die Straßenschilder der Richard-Wagner-Straße und der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg. Die Straßen sind benannt nach Richard Wagner und Otto von Bismarck. Im Zuge der Diskussion über Berliner Straßennamen mit antisemitischen Bezügen steht auch diese Straße in der Kritik. Foto: Jonathan Penschek/dp
Die Straßenschilder der Richard-Wagner-Straße und der Bismarckstraße in Berlin-Charlottenburg. Die Straßen sind benannt nach Richard Wagner und Otto von Bismarck. Im Zuge der Diskussion über Berliner Straßennamen mit antisemitischen Bezügen steht auch diese Straße in der Kritik.
Foto: Jonathan Penschek/dp

TÜBINGEN. Die Debatte um die Namensgeber von Straßen in Tübingen geht in die nächste Runde. Der zuständige Ausschuss wollte sich am Montag mit drei Änderungen befassen. Doch »Die Fraktion« hat den Kreis erweitert. Sie will in vier zusätzlichen Straßen die Schilder entfernt wissen – darunter in der Eduard-Spranger-Straße und der Isoldestraße.

Eigentlich sollte es im Ausschuss nur um Eduard Haber, Emil Niethammer und den letzten Thronfolger Albrecht von Württemberg gehen. Aber »Die Fraktion« – lange Zeit reine Spaßpartei, inzwischen jeodoch oft mit ernsthaften Anträgen zur Sache in Erscheinung getreten – hat vier weitere Namen auf der Liste: neben dem Pädagogen Eduard Spranger den Missionar Ludwig Krapf sowie die Schriftsteller Wilhelm Schussen und Isolde Kurz. Sie seien als Namensgeber nicht tragbar.

Lämmleweg könnte bleiben

Eine Kommission hatte 18 Fälle sorgfältig untersucht und insgesamt sechs Umbenennungen vorgeschlagen. Bei anderen hielt man ein Zusatzschild und einen auffälligen Knoten am Pfosten für ausreichend. Der umfangreiche Bericht wurde im Januar vorgestellt (wir berichteten). Bei Straßen, die sich in den Teilorten befinden, sollten die Ortschaftsräte das letzte Wort haben.

Unter den Letzteren befindet sich der Lämmleweg in Hirschau. In dem Teilort gab’s mehrere öffentliche Veranstaltungen. Die Verwaltung hatte – anders als die Kommission – empfohlen, den Weg nicht umzubenennen. Landeskonservator August Lämmle habe zwar die Arisierungspolitik der Nazis befürwortet, aber durch sein Handeln sei niemand direkt zu Schaden gekommen. Leonberg hat ihm 2020 die Ehrenbürgerwürde aberkannt, aber den Straßennamen nicht verändert. Kusterdingen benannte seine August-Lämmle-Schule um.

Falls der Hirschauer Ortschaftsrat lieber einen neuen Namen vergeben will, werden die Anwohner im Vorfeld angehört. Im Rathaus ist man der Auffassung, dass es einen Unterschied macht, ob es um einen Straßennamen geht oder um eine Schule. Die Sache ist noch nicht entschieden. Und die Debatte nimmt durch die neue Liste noch einmal Fahrt auf. (jk)