MÖSSINGEN. Die Vesperkirche in Mössingen hat am Wochenende eröffnet – die erste Aktion dieser Art in der Stadt. Und das unter Corona-Bedingungen mit Essen zum Mitnehmen und der Abgabe an wechselnden Stellen. Am Samstag gingen 60 Essen über die Theke, am Sonntag 40. Bedürftige und Solidaresser hielten sich die Waage. Es gab Hackfleischgulasch, für Vegetarier Grünkerngulasch, dazu Obst, Joghurt und Kuchen.
Insgesamt gut 120 Portionen hatten sechs Helfer gekocht, weitere bauten das Zelt vor dem Wachheim in Belsen auf. Mit einem solch schwachen Start hatten die Verantwortlichen dennoch nicht gerechnet. »Wir blasen trotzdem keine Trübsal. Aller Anfang ist schwer, und wir wussten nicht, wie viele Leute kommen«, sagte Eberhard Bazlen vom Deutschen Roten Kreuz Mössingen. Der Bedarf sei aber da, das zeige sich auch bei der Tafel. Das übrig gebliebene Essen sei eingefroren worden, weggeworfen wurde nichts.
Warmes Essen für alle
Zusammen mit den Kirchen, der Bürgerstiftung, der Stadt und anderen Unterstützern hatte er die gemeinsam mit Pfarrer Andreas Kopp entwickelte Idee umgesetzt: Bedürftige Menschen ohne festen Wohnsitz, Menschen ohne Arbeit, alte und junge, die sich nicht immer eine warme Mahlzeit leisten können, benachteiligte Kinder und Familien, einsame und erschöpfte Leute – alle sollen sie Hilfe, Wärme und Gemeinschaft finden und zusammen essen. Und obwohl die Vesperkirche unterwegs schleppend begann, kann sich Bazlen vorstellen, dass daraus eine dauerhafte Einrichtung in der Stadt wird. »Das muss sich erst herumsprechen«, sagte er. Nach Corona sei zudem wieder mehr Beisammensein möglich.
Begegnung bei der Abholung
Firmen aus Mössingen spendeten insgesamt 7 000 Euro, um die Kosten zu decken. »Weihnachten geht weiter«, sagte Mössingens Oberbürgermeister Michael Bulander, der die Schirmherrschaft für die Aktion übernommen hatte. Gedeckte Tische, Kerzen, in einer schönen Atmosphäre zusammen in einem Raum zu sein, sei derzeit nicht möglich. Das Angebot sei eine »Vesperkirche nach Mössinger Art«, verteilt auf die verschiedenen Orte. Und kurze Gespräche sind durchaus auch bei der Abholung möglich. »Das Schönste ist ein dankbares Lächeln von Menschen«, sagte Bulander.
Nur warum gibt es das Essen nur zum Abholen, schließlich ist die Gastronomie geöffnet? Die vielen Vorgaben und Regeln wären zu viel Aufwand für die ehrenamtlichen Helfer, hieß es. Außerdem müssten nicht geimpfte Kunden abgewiesen werden, und das sollte nicht sein. Möglicherweise trauten sich einige Leute nicht, möglicherweise kamen sie schlecht hin. Schließlich sind manche schlecht zu Fuß, und nicht jeder hat ein Auto. Deshalb wurde ein Lieferdienst eingerichtet. Nach Vorbestellung unter der Telefonnummer 0173 / 9479435 liefern Ehrenamtliche das Essen sogar an die Haustür. (GEA)
DIE NÄCHSTEN TERMINE
Die Vesperkirche öffnet alle 14 Tage ihre Türen jeweils Samstag und Sonntag von 11.30 bis 15.30 Uhr: 29. und 30. Januar, evangelische Kirche in Belsen. 12. und 13. Februar, Johanneskirche. 26. und 27. Februar, evangelisch-methodistische Kirche. 12. und 13. März, katholische Kirche Mössingen. 26. und 27. März, evangelische Kirchengemeinde in Öschingen. (GEA)