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Mössingens neuester Schildbürgerstreich? Der unerreichbare Bücherschrank

Der neue Bücherschrank in der Mössinger Bahnhofstraße ist für Durchschnittsleser deutlich zu hoch.

Ein »Schildbücherstreich«, 260 Meter hoch: Gar nicht einfach für die Nutzer. FOTO: MEYER
Ist es ein Schildbücherstreich, wenn der öffentliche Bücherschrank mehr als 2,60 Meter hoch ist? Jedenfalls ist es für Nutzer nicht so einfach. Foto: Jürgen Meyer
Ist es ein Schildbücherstreich, wenn der öffentliche Bücherschrank mehr als 2,60 Meter hoch ist? Jedenfalls ist es für Nutzer nicht so einfach.
Foto: Jürgen Meyer

MÖSSINGEN. Ein Schildbürgerstreich – besser gesagt: ein Schildbücherstreich – amüsiert derzeit die Menschen in Mössingen. Laut Duden definiert das »eine dumme Handlung, deren Absicht nicht funktioniert oder deren Zweck verfehlt; wird häufig auf Fehlplanungen der öffentlichen Hand bezogen«.

In der Bahnhofstraße ist dieser Tage ein veritabler Bücherschrank aufgestellt worden. Damit ersetzt die Stadtverwaltung die kleinere Bücher-(Telefon)zelle der Bürgerstiftung, die seit dem 12. November einen neuen Standort in der Bästenhardter Albblickstraße hat. Beide sind dafür gedacht, ausgelesenen Lesestoff zu deponieren, damit sich wiederum andere Literaturfreunde kostenlos an neuer Lektüre bedienen können.

Der Bücherschrank gehört zur Möblierung der neu gestalteten Innenstadt. Das Bauamt hatte dem Gemeinderat den Bebauungsplan vorgelegt, aber keinem der Beteiligten war offenbar aufgefallen, dass der auf einem vierzig Zentimeter hohen Betonsockel installierte Wandschrank – einer Großen Kreisstadt durchaus angemessen – eine Höhe von 2,60 Metern hat. Der Durchschnittsleser gelangt also gar nicht an die oberste Regalreihe. Rollstuhlfahrer und Kinder schon gar nicht.

Vielleicht tut man den Planern aber unrecht, die die schwer erreichbare obere Stellfläche für jugendgefährdende oder zumindest schlechte Bücher angedacht hatten. Schließlich verfügt jede gute Bibliothek über einen sogenannten Giftschrank, in dem heikle Werke aufbewahrt werden. (GEA)