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Mössingen feiert ökumenischen Gottesdienst mit Narren

Zum Teil politisch geprägte Rede von Pfarrerin Frauke Dietz in der voll besetzten Mössinger Marienkirche.

So gut besucht wie zur Narrenmesse am Sonntag ist das Gotteshaus selten
So gut besucht wie zur Narrenmesse am Sonntag ist das Gotteshaus selten Foto: Andreas Straub
So gut besucht wie zur Narrenmesse am Sonntag ist das Gotteshaus selten
Foto: Andreas Straub

MÖSSINGEN. Am Fasnetssonntag war die Mössinger Marienkirche voll besetzt wie sonst nur an Weihnachten und Ostern: Über 300 Besucher drängten sich dicht an dicht in den Reihen, einige standen sogar hinten. Die meisten waren verkleidet im katholischen Gotteshaus – in Häsern ihrer Zünfte, aber auch individuell. Die Stimmung wirkte gelöst.

Bunte Luftballons lagen zur Dekoration vor dem Altar. Und wenn sich die Schellennarren zur Lesung aus der Bibel erhoben, erklangen ihre Glocken. »Daumen hoch für Gott«, stimmten einige Kinder an. Musikalisch begleiteten neben der Orgel die Lumpenkapelle »Heuberg-Zottler« auf der Empore. »Hier stehe ich, weil ich gezwungen wurde«, leitete die evangelische Pfarrerin Frauke Dietz ihre Narrenpredigt ein. Sie hielt diese bereits im vergangenen Jahr. »Anscheinend hat man keine Bessere gefunden.« Die katholische Gemeinde sei zudem durch Abgänge und Eintritte in den Ruhestand derzeit personell etwas geschwächt. Dietz sprach in Reimen und wurde zuweilen politisch. Weil »die in Rom« einen Schuss hätten, müsse die Gemeinde leiden. Dietz sprach gar von »Frauenunterdrückung«, weil die katholische Kirche keine Frauen ans Steuer lasse: »Die Oberen aus Angst vor Machtverlust.« Sie wünschte sich, der Rottenburger Bischof Klaus Krämer könnte hier sein, um zu erleben, dass die Mössinger Marienkirche noch rappelvoll sein kann. Doch als Martin-Luther-Pfarrerin helfe sie gerne, wie in der biblischen Geschichte: »Martin hilft Maria.« Dietz spielte auf das pietistisch geprägte Steinlachtal an. Normalerweise gingen die Protestanten zum Lachen eher in den Keller und mochten es nicht zu bunt.

Masken abgesetzt

Doch auch sie als Evangelische sei beim Umzug schon am Straßenrand gestanden. An den Besuchern des Gottesdienstes schätze sie indes, dass sie ihre Larven und Masken abgesetzt hatten – das macht es leichter, darunter zu schauen ins Angesicht. Dietz reimte: »Es freut mich, so viele zu sehen, ihr könnt ruhig öfter in die Kirche gehen.« Die Kollekte des Gottesdienstes ging an die Tübinger Klinikclowns. Zum Abschluss der ökumenischen Narrenmesse gab es einen Ständerling im Gemeindehaus. (stb)