Logo
Aktuell Einsatz

Landesweite Aktion wegen Kriegswaffen: SEK-Einsatz in Gomaringen

Polizeifahrzeuge parken am Kirchplatz in Gomaringen. In der Nähe wurde ein Haus durchsucht. Foto: Privat
Polizeifahrzeuge parken am Kirchplatz in Gomaringen. In der Nähe wurde ein Haus durchsucht.
Foto: Privat

GOMARINGEN/ULM. Im Zuge einer Polizeiaktion in Baden-Württemberg und Bayern wegen möglicher Verstöße gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz durchsuchten rund 400 Polizisten am Donnerstagmorgen 17 Wohnungen und ein Waldstück. Dabei wurde auch eine Wohnung in Gomaringen durchsucht. Der Bewohner ist als Sammler von Militaria bekannt.

Es war kurz nach 6 Uhr. Einer Gomaringerin, die im Ortskern unterwegs war, wo um diese Zeit sonst nicht viel Verkehr ist, fielen die Polizeiautos auf und diverse Kleinbusse, die in Richtung Kirchplatz fuhren. Kurz darauf laute Rufe, dumpfe Schläge, das Klirren von Scheiben. »Und dann sind Schüsse gefallen, mindestens fünf«, erzählt sie. Ein anderer Gomaringer, der ebenfalls Zeuge des Einsatzes wurde, spricht auch von fünf Schüssen. Die Pressestelle des Polizeipräsidiums Ulm, das den landesweiten Einsatz steuert, dementiert auf eine GEA-Anfrage zunächst, dass geschossen wurde, korrigiert sich aber später: Ein Schuss sei abgegeben worden, um die Tür zu öffnen.Beweismittel gesichertMit einem Rammbock hatte das Spezialeinsatzkommando (SEK) aus Göppingen zunächst versucht, die Tür aufzubrechen. Über eine Leiter stiegen Polizisten auf den Balkon im ersten Stock, zerschlugen dort die Scheibe der Tür und drangen in die Wohnung ein, wo der Verdächtige mit seiner Frau lebt. Die Frau blieb bei der Aktion unverletzt, wurde vom Rettungsdienst aber in ein Krankenhaus gebracht. Der Mann ist wie alle Verdächtigen in dem Fall auf freiem Fuß; auch er blieb bei der Aktion unverletzt.

Auch Sanitäter waren vor Ort. Foto: Privat
Auch Sanitäter waren vor Ort.
Foto: Privat

Im Lauf des Vormittags kamen weitere Polizisten nach Gomaringen, um Beweismittel zu sichern, wie Claudia Kappeler von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Ulm erklärt. Was genau in der Gomaringer Wohnung gefunden wurde, sagt die Polizei noch nicht.Mit Waffen im WaldHintergrund der groß angelegten Aktion zwischen München und Sigmaringen ist ein bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart geführtes Ermittlungsverfahren gegen derzeit 19 Beschuldigte unter anderem wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Ausgangspunkt war ein Hinweis, wonach sich bewaffnete Personen in Wehrmachtsuniformen in einem Gebäude im Landkreis Biberach getroffen haben sollen.

Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Ulm ergaben einen Verdacht gegen weitere Personen. Demnach sollen die Tatverdächtigen, bei denen es sich um Männer und Frauen zwischen 27 und 77 Jahren handelt, mit Wehrmachtsuniformen und mit Waffen ausgestattet in einem Waldstück zusammengekommen sein und unter anderem Kriegsszenarien nachgestellt haben.

Ersten Ermittlungen zufolge sollen die Verdächtigen weder behördliche Genehmigungen zum Veranstalten dieser Treffen noch zum Führen der Waffen gehabt haben. Es besteht weiterhin der Verdacht, dass die Männer und Frauen auch Waffen, die unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fallen, benutzten und Kleidung trugen, auf denen verfassungsfeindliche Symbole angebracht sind.Zündkapseln gesprengtIm Rahmen der Durchsuchungen beschlagnahmten die Ermittler unter anderem Computer, eine Vielzahl an Waffen, Munition, Uniformteile, Fahrzeuge und verfassungsfeindliche Symbole. Die Einsatzkräfte fanden überdies Granaten, für deren Begutachtung Sprengstoffexperten angefordert wurden. Im Landkreis Sigmaringen wurden zwei Zündkapseln unter Aufsicht der Fachkräfte kontrolliert gesprengt. Bei einem der Beschuldigten fanden die Ermittler außerdem Betäubungsmittel.

In den Landkreisen Esslingen, Sigmaringen und dem Rems-Murr-Kreis stellten die Ermittler eine solche Anzahl an Waffen sicher, dass zu deren Abtransport Lastwagen benötigt wurden. Sachverständige sollen nun klären, ob die sichergestellten Waffen echt sind oder ob es sich um sogenannte Anscheinswaffen handelt. (GEA)