KUSTERDINGEN. Über die Frage, wie für Kusterdingen eine neue Kindereinrichtung gebaut werden soll, hat der Gemeinderat am Mittwochabend eine lange Grundsatzdebatte geführt. Über den Bedarf und die Lage herrscht zwar Einigkeit: Der Neubau soll auf einem Gemeindegrundstück an der Hölderlinstraße gleich neben der bestehenden Kita »Mozart« errichtet werden. Deren zwei gemischte Gruppen würden dann nach nebenan umziehen und durch zwei Kleinkindgruppen ersetzt werden. Dissens zwischen Freien Wählern und Härtenliste gibt es aber über Größe und Bauweise.
Den Bedarf hatte zuvor noch einmal die scheidende Hauptamtsleiterin Christine Falkenberg in ihrem Bedarfsplan für die kommenden Jahre bis 2024 geschildert und an den Rat zugunsten eines fünfzügigen Neubaus appelliert (siehe nebenstehenden Artikel).
Freie Wähler wollen sparen
Vor allem die noch völlig unabsehbaren finanziellen Folgen der Corona-Krise brachten die Freien Wähler hingegen zu einem Änderungsantrag der Verwaltungs-Vorlage, für den die Sprecherin Elvira Hornung eigens noch einmal um eine Beratungspause bat. Die Fraktion wollte eine Festlegung auf die Größe von fünf Gruppen einstweilen vermeiden und aus Sparsamkeitsgründen auch die Möglichkeit einer (»modularen«) Containerbauweise festschreiben.
Vor einem abschnittsweisen und peu à peu fortschreitenden Bau hatte Falkenberg dringend abgeraten, vor allem wegen der anhaltenden Störung des Betreuungsalltags für die Kinder und die Erzieherinnen durch Bauarbeiten und ständige Veränderungen der Umgebung. Auch bei der Härtenliste stieß solch ein vorsichtigeres Vorgehen auf völliges Unverständnis. Bei dem zweifelsfrei akuten und mittel- bis langfristigen Bedarf an Betreuungsplätzen sei es widersinnig, den Bau einer fünfzügigen Einrichtung aufzuschieben, ereiferte sich etwa Nina Zorn: »Wer das weiß, der muss dafürstimmen«, sagte sie.
»Wir wollen kein Containerdorf«
Fraktionskollegin Vera Ambros widersprach auch der von Adam Dürr (FWV) bevorzugten flexiblen Ausbaufähigkeit: »Was ist denn modulare Bauweise?«, fragte die Architektin. »Das ist doch ein Containerdorf – und das wollen wir nicht.« Bürgermeister Jürgen Soltau versuchte in der Streitfrage zu vermitteln und wies darauf hin, dass mit keiner der beiden widerstreitenden Beschlussvorlagen schon eine endgültige Entscheidung getroffen sei. Ebenso wenig sei schon festgeschrieben, was mit dem alten Gebäude der Kita Am Weinberg geschehen solle, deren Gruppen in den Neubau umgesiedelt werden sollen.
Am Ende stimmte eine Mehrheit für die neutrale Formulierung »mehrgruppig« und ließ auch die Entscheidung über die Bauweise einstweilen noch offen. Doch steht jetzt vonseiten des Gemeinderats der Grundsatzbeschluss, an der Hölderlinstraße eine neue Kindertagesstätte zu bauen. Für den Bürgermeister ist das neben dem Feuerwehrhaus das vordringlichste große Hochbauprojekt der Gemeinde. (mab)