GOMARINGEN. Zu Pizza und Plausch lud der CDU-Gemeindeverband Gomaringen Bürger ein, um diesen damit eine Kandidatur auf der eigenen Liste für die Kommunalwahlen am 26. Mai schmackhaft zu machen. Rund 20 Interessierte kamen zur geselligen Runde beim Italiener in der Bahnhofstraße, für die der Gastgeber auch noch Friedlinde Gurr-Hirsch, Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum, Ex-Staatssekretär Dieter Hillebrand aus Reutlingen sowie den Rottenburger OB und Kreisvorsitzenden Stephan Neher als Verstärkung geholt hatte.
Mit Elan warb Friedlinde Gurr-Hirsch für Gemeinderatsarbeit: »Alles, was im Land passiert, hat als Grundlage die kommunale Ebene.« Viele Themen, etwa ob es Schulen mit Ganztagesbetreuung oder flexiblen Öffnungszeiten geben soll, würden im Gemeinderat besprochen. Sie selbst sei als 24-Jährige in einem Ort bei Heilbronn, der etwa die Größe Gomaringens habe, in den Gemeinderat gewählt worden und leistete fast 25 Jahre diese Arbeit.
Problem Frauenanteil
Eine Frage, die sie oft gehört habe, sei: »Warum Parteien in den Kommunen? Sie gehören nicht ins Rathaus.« Dem widersprach die Staatssekretärin: »Nur mit den Parteien können Vorschläge auf höhere Ebenen wie das Land getragen werden.« Schwierig sei es allerdings, den Frauenanteil zu steigern. »Heute sind viele Frauen berufstätig, und spricht man sie auf ein solches Amt an, kommt oft die Antwort: Das packe ich nicht auch noch obendrauf.« Ein weiterer Grund, sich nicht aufstellen zu lassen, sei, dass »viele nicht über einen Zeitraum von fünf Jahren mitmachen wollen«.
Die Direktheit wertete Stephan Neher als Vorteil. »Eine Idee kommt im Gemeinderat viel schneller zum Zug als auf den anderen Ebenen«, betonte er. Einen weiteren Vorteil biete der direkte Austausch mit den Leuten im Ort, etwa dem Freundeskreis oder Bekannten aus den Vereinen: »Du bist doch im Gemeinderat, kannst du nicht bei der Sache X etwas machen?« Gespräche mit den Bürgern wären auch bei der Wahl wichtig. Dem stimmte Dieter Hillebrand zu. Es reiche nicht, sich für die Wahl aufstellen zu lassen, sondern man müsse zugleich für sich werben. Das gelinge besonders gut mit Hausbesuchen.
Detlef Müller möchte sich auf die Liste setzen lassen. »Im Gemeinderat werden interessante Themen angegangen, etwa die Regionalstadtbahn oder die Baulanderschließung«, gab er als Grund an. Seine Kinder seien aus dem Haus, jetzt habe er Zeit . Seit 25 Jahren lebt er in Gomaringen. »Ich wohne hier sehr gut und dafür möchte ich den Leuten etwas zurückzugeben.« Seine Frau Petra wird ihn unterstützen. Sie selbst kandidiert nicht, weil sie beruflich stark eingespannt ist.
Wertschätzung als Belohnung
Janina Jäger ist eine weitere Kandidatin. Die 30-jährige Erzieherin war fünf Jahre im Personalrat der Gemeinde tätig. »Ich bin hier groß geworden und möchte etwas für die Menschen machen«, sagte sie. Dass ein solches Ehrenamt mit viel Arbeit verbunden ist, schrecke sie nicht ab. »Es ist zwar unentgeltlich, aber man bekommt Wertschätzung.«
Werner Dreßler, stellvertretender Vorsitzender des Gemeindeverbands, war mehr als 20 Jahre im Ortschaftsrat Stockach. Er verschwieg auch die weniger schönen Seiten nicht, die ein Amt mit sich bringt, etwa Sitzungen, die bis Mitternacht dauern. Seine Erfahrung ist, dass die Bereitschaft für Kandidaturen in den vergangenen Jahren nachgelassen hat. Das deckt sich mit der Einschätzung von Gurr-Hirsch: »Es ist schwierig geworden, Leute zu finden«. (bivey)