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Hunderte sägen sich im Ofterdinger Wald den eigenen Weihnachtsbaum

Regional und mit Event-Charakter: Der selbst gesägte Christbaum wurde am Samstag hundertfach in die heimatliche Stube transportiert.

Geselliges Baumfällen in Ofterdingen. Foto: Jürgen Meyer
Geselliges Baumfällen in Ofterdingen.
Foto: Jürgen Meyer

OFTERDINGEN. Mit achtzig selbst gesägten Weihnachtsbäumen fing die Aktion versuchsweise vor 14 Jahren an. Mittlerweile kommen Aberhunderte, um sich im gemeindeeigenen Ofterdinger Wald, unweit des Dettinger Täle, einen Christbaum auszusuchen und zu schlagen.

Am Samstag zeugten lange Autoschlangen von dem neuerlichen Ansturm der Menschen. Ob gewiefte Baumkenner oder Neulinge, Steinlach-Wisaz-Revierförster Reinhold Gerster freute sich über jeden Besucher. »Unser Ziel ist es, Menschen für die heimische Natur zu begeistern und sie dorthin zu bringen, wo sie normalerweise nicht einfach so hingehen, weil ihnen der Anreiz dafür fehlt«. Wer wäre an diesem zwölf Minusgrade kalten Morgen freiwillig durch den dunklen Forst spaziert, wenn er nicht eine sinnvolle Aufgabe zu bewältigen gehabt hätte?

Es ging schließlich darum, nicht nur einen Weihnachtsbaum aus der Region zu kaufen, sondern auch klimaneutrale Hundert-Prozent-Bioware zu erwerben – nach abenteuerlicher Suche und eigene Sägearbeit an Fichten und Weißtannen.

So waren es größtenteils Familienoberhäupter, die sich mit ihrem kompletten Anhang, teils mit Schlitten, teils mit Haustieren im Schlepptau, in den Erlebnispark aufmachten. »An diesem Tag kommen hier Leute zusammen, die sich sonst das ganze Jahr über nicht sehen«, freute sich der Förster auch selbst über alte Bekannte. Und noch mehr das Team des Jugendhauses, das mit dem Verkauf von warmen Getränken und Würsten ihre Kasse aufbessern konnten. Dicht umlagert die Feuerstellen, wo Stockbrot in die wärmende Glut gehalten wurde. Dazu weihnachtliche Trompetenklänge vom Haiss-Quartett, wenn die Ventile nicht festfroren.

Etwa vierzig Helfer waren auf den kalten Beinen, darunter die komplette Jugendfeuerwehr, um die lange Autokolonnen durch den Wald zu lotsen und das ausgeklügelte Zufahrts-, Park-, Beladungs- und Abfahrts-System zu regeln. Dazu waren die Wege durch Splitstreuung befahrbar und abgerutschte Pkws mittels Muskelkraft wieder flott gemacht.

Warum das alles? Nach dem Jahrhundertorkan Lothar lag das rund fünfzig Hektar große Waldgebiet 1999 mehr oder weniger am Boden. Die Sturmwurffläche wächst von Natur aus wieder nach. Aber damit die Nadelbäume nicht die Oberhand gewinnen, muss der Mensch nachhelfen. Gerster sieht hier »in sechzig Jahren einen Wald, der zu Dreiviertel aus Eichenbäumen besteht«.  Denn die Eiche hat, wegen ihres Anpassungspotenzials im Zuge des Klimawandels, für ihn definitiv Zukunft. »Die Leute gehen mit dem Wissen nach Hause, dass Waldpflege sinnvoll ist, wenn man sie steuert und unserem Klima nützt«. (GEA)