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Hat mein Kind Diabetes? Tübinger Kinderdiabetologe klärt auf

Kinder und Jugendliche in Deutschland sind immer häufiger zuckerkrank. Woher weiß ich, ob mein Kind betroffen sein könnte? Ein Kinderdiabetologe nennt Warnzeichen.

Ein an Diabetes Typ 1 erkranktes Kind bekommt Insulin (Illustration). Foto: Jens Kalaene
Ein an Diabetes Typ 1 erkranktes Kind bekommt Insulin (Illustration). Foto: Jens Kalaene
Ein an Diabetes Typ 1 erkranktes Kind bekommt Insulin (Illustration). Foto: Jens Kalaene

TÜBINGEN. Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland haben Diabetes. Das zeigt eine Studie des Deutschen Diabetes-Zentrums. Die Stoffwechselerkrankung tritt in zwei Hauptformen auf. Typ-2-Diabetes ist die Form, die oft mit einem ungesunden Lebensstil und Fettleibigkeit verbunden wird. Immer mehr Kinder erkranken daran. Allerdings ist Typ-1-Diabetes, bei dem die genetische Veranlagung eine Rolle spielt, bei Kindern noch immer mit Abstand die häufigste Variante.

Woran erkennt man aber, ob das eigene Kind davon betroffen sein könnte? Professor Andreas Neu, Tübinger Kinderdiabetologe und Vizepräsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft, nennt einige Warnzeichen.

Viel Durst: Wenn Kinder ungewöhnlich viel trinken am Tag und manchmal sogar in der Nacht, könnte das ein erstes Warnzeichen für Diabetes sein. Das liegt daran, dass ein erhöhter Blutzuckerspiegel Durst verursacht.

Starker Harndrang: Kinder, die viel trinken, müssen natürlich auch oft aufs Klo. Das kann nicht nur tagsüber, sondern auch nachts der Fall sein. »Es kann sogar sein, dass die Kinder nachts plötzlich wieder einnässen, obwohl sie schon lange trocken waren«, sagt Andreas Neu.

Weniger Kilos: Wenn Kinder an Gewicht verlieren, ist das grundsätzlich immer ein Warnzeichen, heißt es vom Spezialisten. Denn Kinder nehmen normalerweise nicht ab, sondern zu. In Verbindung mit den anderen Anzeichen ist es also ein deutliches Signal, dass etwas nicht stimmt.

Große Müdigkeit: Sind Kinder auffällig müde, abgeschlagen, lustlos oder bringen plötzlich weniger Leistung in der Schule, kann das ein Zeichen für Diabetes sein. Bei der Kombination der Anzeichen sollten Familien schnell handeln.

So sieht der Weg zur Diagnose aus: Schnell handeln, so sagt Andreas Neu, ist auch gar nicht so schwer. Zunächst muss die Diagnose gestellt werden. Ob Diabetes vorliegt, kann ein Kinder- oder Hausarzt ganz einfach durch eine Urinprobe oder ein kleines Tröpfchen Blut ermitteln. Es dauert nur fünf Minuten, dann haben Familien Gewissheit. Zusammen mit Spezialisten werden die Eltern geschult und die Kinder eingestellt.

Viele Eltern fragen sich, ob sie etwas falsch gemacht haben, wenn ihr Kind mit Diabetes diagnostiziert wird. Doch der unter Kindern häufiger verbreitete Typ-1-Diabetes hat damit nichts zu tun, sagt Andreas Neu. »Niemand ist schuld an seinem Diabetes.« Typ-1 könne nicht verhindert werden, sagt er. Weder durch gesündere Ernährung noch durch Sport. Nach der Diagnose sollte jedoch auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden und Bewegung zum Alltag gehören. (dpa)