OFTERDINGEN. Die Kriminalität in Ofterdingen ist überschaubar. »Unsere Gemeinde ist ein sicheres Pflaster«, sagte Bürgermeister Joseph Reichert bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag. Das bestätigte Oliver Sulz, Polizeihauptkommissar und kommissarischer Leiter des zuständigen Polizeipostens Mössingen mit der Kriminalstatistik des vergangenen Jahres. »Als gebürtiger Ofterdinger kenn ich mich vor Ort natürlich gut aus«, sagte Sulz. Gerade einmal 110 Straftaten wurden im vergangenen Jahr in Ofterdingen verzeichnet – ähnlich wie schon im Jahr 2020 etwa ein Drittel weniger als in Zeiten vor Corona.
Durch Corona sei die Kriminalität in den vergangenen beiden Jahren insgesamt rückläufig gewesen. Im gesamten Gebiet des Reutlinger Präsidiums wurden demnach 44.000 Straftaten erfasst. »Das ist der niedrigste Stand seit 17 Jahren«, sagte Sulz. Rund 64 Prozent der Fälle seien aufgeklärt worden. In Zeiten von Home-Office, Quarantäne und wenigen Reisen sei vor allem die Zahl der Wohnungseinbrüche zurückgegangen, so Sulz. Entgegen anfänglicher Erwartungen gab es keine Steigerung bei häuslicher Gewalt, wohl aber bei Straftaten im Internet und mehr Subventionsbetrug. »Die Fallzahl von Cyberkriminalität steigt in Ofterdingen genauso wie überall im Land«, sagte Sulz. Oft seien diese Täter im Ausland und nur schwer zu ermitteln. »Der Trend bei Kriminellen geht weg vom Brecheisen und hin zum Laptop«, sagte Sulz.
Präventionsarbeit verstärken
Besonders warnte er vor betrügerischen Telefonanrufen. »Diese Kriminellen sitzen in Call-Center und sind geschult, Leute um den Finger zu wickeln«, sagte Sulz. Als Beispiele führte er den »Enkel-Trick« und Schockanrufe an. Neuerdings gebe es verstärkt »Whatsapp-Fraud«. Dabei geben Kriminelle vor, ein Verwandter oder Bekannter zu sein und eine neue Handynummer zu haben. Dann verlangen sie unter Vorwänden Geld. »In einem Fall ist dadurch ein Schaden von 15 000 Euro entstanden«, sagte Sulz. Das löste im Ofterdinger Gemeinderat doch Kopfschütteln aus. »Da ruft man doch vorher mal an«, sagte ein Ratsmitglied.
Als besonders Aufsehen erregende Fälle im vergangenen Jahr hob Sulz einen Mord und eine Messerstecherei in Rottenburg und einen Mord in Belsen hervor Unter den 110 Fällen in Ofterdingen waren viele Diebstähle, Körperverletzungen, Straßenkriminalität und kleinere Betrügereien. In 61 Fällen seien Täter ermittelt worden, so Sulz. 51 davon waren männlich, zehn weiblich (41 Deutsche und 20 Nicht-Deutsche).
Gemeinderat Peter Müller (FWV) erkundigte sich nach den Fällen von häuslicher Gewalt und regte an, die Präventionsarbeit zu verstärken. Diese müsste in vielen Bereichen verstärkt werden und beispielsweise an der Schule mit Gewaltprävention sei man dran, so Sulz. Allerdings sei das Personal knapp. »Der Polizeiposten Mössingen ist gut vernetzt mit den Ordnungsämtern und mit den Beratungsstellen«, sagte Sulz.
Aufklärung gegen Telefonbetrug
Ute Heß (SPD) wollte Genaueres zum Telefonbetrug wissen und wie die Kommune besser aufklären könne, damit die Leute nicht darauf reinfallen. »Gerade ältere Leute haben volles Vertrauen in die Polizei«, sagte Heß. Wenn sich ein Anrufer als solche ausgebe und mit Haftbefehlen und Ähnlichem drohe, versetze das in Angst. »Das ist die Masche der Betrüger und wir können nur immer wieder versuchen, aufzuklären und den älteren Menschen zur Vorsicht raten«, sagte Sulz.
Dunkelheit und Verbrechen
Eine kommende Diskussion zur Straßenbeleuchtung deutete sich bereits am Dienstag im Gremium an. Diese wird nachts in Ofterdingen nur teilweise ausgeschaltet, in Mössingen geht das Licht komplett aus. Auf Nachfrage hatte Sulz spontan keine Statistik parat, ob und wie sich das auf die Zahl der Straftaten auswirkt. »Angesichts der hohen Strompreise wollen wir alle Möglichkeiten nutzen, Strom zu sparen«, sagte Reichert.
Dabei solle allerdings die Sicht der Polizei mit einbezogen werden. Nutzen es Kriminelle aus, wenn es dunkler ist? »Wenn es nachts in Mössingen komplett duster ist und zum Beispiel der Mond verdeckt ist, habe ich selbst ein seltsames Empfinden«, sagte Sulz. Ob sich das in Zahlen festmachen lässt, will er dem Gemeinderat demnächst mitteilen. (stb)