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Aktuell Protest

Fridays for Future: Rund 4.000 Demonstranten ziehen durch Tübinger Innenstadt

Im Rahmen des globalen Klimastreiks zogen Aktivisten auch durch Tübingen. Sie sprachen sich für die Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn aus.

Über mehrere Kilometer zog sich der Protestzug durch die Tübingenr Innenstadt – hier durch die Mühlstraße. Foto: Ines Stöhr
Über mehrere Kilometer zog sich der Protestzug durch die Tübingenr Innenstadt – hier durch die Mühlstraße.
Foto: Ines Stöhr
TÜBINGEN. Mit Sprechchören – »Worin wir unsere Zukunft seh’n? Erneuerbare Energien« – und Plakaten, auf denen unter anderen zu lesen war: »Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns«, »Handeln ist wie wollen, nur krasser« zogen sie zu Trommel- und Bläserklang durch die Innenstadt. Unter dem Hashtag »AlleFuersKlima« beteiligten sich in Tübingen rund 4.000 Demonstranten am globalen Klimastreik, der gestern zeitgleich in über 350 deutschen Städten stattfand.

Die in erster Linie jungen Aktivistinnen und Aktivisten fordern strukturelle Veränderungen durch sozial gerechte und konsequente Maßnahmen, um die globale Klimaerhitzung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Auf allen Kontinenten fanden insgesamt über 1.160 Aktionen statt.

Umfrage (beendet)

Braucht Deutschland radikalere Maßnahmen für mehr Klimaschutz?

»Das ist ein Armutszeugnis für die deutsche Politik. Kein Wahlprogramm ist ausreichend«: Das ist das Fazit von Fridays for Future mit Blick auf die Bundestagswahl.

59%
38%
3%

»Ohne uns wird nichts passieren. Wir dürfen in vier Jahren nicht wieder sagen: Es hat nicht gereicht«, sagt Pauline Brünger, eine Sprecherin der Bewegung. »Wählen gehen reicht nicht mehr. Hunderttausende Menschen weltweit vereint in der Klimagerechtigkeitsbewegung zeigen, dass wir zusammen Veränderung möglich machen. Unterstützt von diversen Bündnissen machen wir vor der Wahl klar: Eine klimagerechte Politik, die die Krise bei der Wurzel packt, ist von der ganzen Gesellschaft gefordert. Wir kämpfen alle fürs Klima.«

Maia Stimmimg, eine andere Aktivistin, ergänzt: »Die letzten Monate haben gezeigt, wie verlogen die Parteien mit der Klimakrise Wahlkampf machen, ohne ansatzweise ausreichende Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung zu vertreten. Während die Erderhitzung weltweit eskaliert, treiben deutsche Regierungen diese durch ihre Entscheidungen auch heute noch weiter an. Als einer der Hauptverursacher-Staaten muss Deutschland endlich die Zerstörung stoppen. Ohne den massiven Druck von uns auf der Straße wird keine Koalition die 1,5-Grad-Grenze nach der Wahl einhalten.«

Ja zur Stadtbahn

In Solidarität mit den Demonstranten schlossen einige Tübinger Geschäfte über Mittag ihre Läden, darunter das Café Suedhang. »Als Unternehmen hat man Einfluss«, sagt Inhaber Robin Hittinger. »Wir wollen ein Bewusstsein schaffen, um den Klimawandel zu stoppen. Das ganze Team läuft auf der Demo mit.« Auch der Weltladen blieb mittags zu. »Wir müssen die Dringlichkeit an die Politik weitergeben«, sagt Christine Newrzella vom Betreiberverein. Es werde schwierig, die Klimaziele noch rechtzeitig zu erreichen.

Ein Zeichen will auch die Mutter dreier Kinder mit ihrer Teilnahme an der Demo setzen. »So kann es nicht weitergehen«, sagt sie. »Aber manche haben es immer noch nicht verstanden.« »Das Thema ist superwichtig«, erklären zwei 14-jährige Schülerinnen ihr Engagement. Wichtig auch für die, die nicht so informiert sind.

Auf der Kundgebung beim Freibad wurden etliche Redebeiträge mit Applaus bedacht. Foto: Ines Stöhr
Auf der Kundgebung beim Freibad wurden etliche Redebeiträge mit Applaus bedacht.
Foto: Ines Stöhr

»Wir haben klargemacht, was wir von der Politik erwarten«, bilanziert Jan Phillip Ronde, Sprecher der Tübinger Fridays for Future-Gruppe, bei der anschließenden Kundgebung beim Freibad. Dort gaben unter anderem die Scientists for Future ein Resümee zum Weltklimabericht. »Und wir werden weiter Druck für eine klimagerechte Politik machen.« Dazu gehört auch die Befürwortung der Tübinger Innenstadtbahn. Ein Ja zur Stadtbahn sei ein Bekenntnis zum Klimaschutz. Die Abstimmung darüber dürfe man nicht mehrheitlich den Älteren überlassen.

»Wir unterstützen auch den Systemwandel«, ergänzt Paula Mayer. »Weg von einem kapitalistischen Wirtschaftssystem hin zu einer mehr gemeinwohl-orientierten Gesellschaft.« Es sei wichtig, immer wieder auf die Straße zu gehen und sich für Veränderungen einzusetzen. (GEA)